Peloponnes 31.10. - 4.11.2013

Beobachtungen


Politei

Als wir nach einem Monat Kreta zurück auf den Peloponnes kommen, erkennen wir wieder einmal, dass Kreta nicht Griechenland ist. Während die Auswirkungen der Krise auf der Insel kaum zu spüren sind, sind sie hier offensichtlich.

Von circa 30 Geschäften an der Hafenzeile in Gythio am Südpeloponnes hat ein Dutzend im letzten Jahr zugesperrt. Souvenirläden, Kleidergeschäfte, Hotels, Lokale.

Bei einer Fahrt durch das Landesinnere sehen wir alle paar Kilometer Schilder, auf denen Grundstücke zum Kauf angeboten werden. Meist sind es Olivenhaine, kleinere aber auch große. Die Griechen brauchen Geld.

In Bäckereien und Lebensmittelläden bedienen junge Männer. Das ist neu. In den letzten Jahren wurde diese Arbeit ausschließlich von Frauen und alten Männern erledigt. Jetzt kehren die jungen Männer in die kleinen Betriebe ihrer Eltern zurück.
In einer Taverne am Westpeloponnes waren viele Jahre lang Albaner für den Baumschnitt und andere anstrengende Außenarbeiten im Garten zuständig. Heuer treffen wir den 30-jährigen Sohn der Familie bei dieser Arbeit an. Er hilft jetzt im Betrieb der Eltern mit und hat sich außerdem mit einigen Männern zusammengetan, um mit ihnen zu fischen. Der frische Fisch wird den Gästen seiner Eltern serviert.

Am Land ist die Krise zumindest was die Grundbedürfnisse betrifft, weniger spürbar als in den griechischen Städten. Hier bekommen die Einheimischen ein Kilo Erdäpfel um 30 Cent statt um einen Euro wie in der Stadt. Oft bekommt man vom Nachbarn auch ein paar Kilo Erdäpfel geschenkt. Irgend ein Ausgleich findet sich schon dafür. Und Brot, das im Geschäft 1,60 Euro pro Kilo kostet, wird selbst gebacken.

Außerdem sind die Griechen am Land auch erfinderisch. Ein Grieche zum Beispiel hatte die Idee Stellplätze für Wohnmobile zu vermieten. Sein Grundstück ist allerdings einige Gehminuten vom Meer entfernt und liegt nicht besonders schön. Ein paar hundert Meter weiter gibt es einen herrlichen Stellplatz direkt am Meer, auf dem seit Jahrzehnten Wohnmobile stehen und auch von der Polizei geduldet werden. Um sein Geschäft in Schwung zu bringen, hat der geschäftstüchtige Grieche auf dem schönen Stellplatz am Meer große Schilder aufgestellt, dass hier Camping verboten sei.

Die 55-jährige Voula erzählt, wie eng es finanziell geworden ist. Zwar kommen heuer nach einem gewaltigen Einbruch im Vorjahr, die Touristen wieder, aber auf einmal verlangt der Staat von den Griechen Steuern. Grundsteuern zum Beispiel. Die beiden Häuser und der Olivenhain, den Voula und ihr Ehemann besitzen, sind schon seit Generationen in der Familie. Steuern mussten sie dafür nie bezahlen. Dass der Staat plötzlich Geld dafür möchte empfindet sie als Frechheit. Außerdem hat sie eben erfahren, dass sie zu wenig Jahre für die Pension angespart hat. 40 Jahre lang hätte sie dafür in die Pensionskasse einzahlen müssen. Für Voula eine weitere Gemeinheit, die sich die Regierung einfallen hat lassen.


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