Fuerteventura 22. März bis 1.April

Ali Baba und die fünf Frauen

Ali

Zuerst nehmen wir Ali wahr. Er steht in der Nähe unseres Wohnmobils und ist damit beschäftigt Hühnchen zu grillen, als wir von einer Radtour zurück zu unserem Standplatz kommen. Und dann entdecken wir die fünf Frauen, die es sich im Schatten unseres Autos bequem gemacht haben. Auf einer Decke sind Plastikteller und Gläser zum Picknick vorbereitet.

Noch bevor wir den Radhelm abgenommen haben, gibt es für uns Henderl frisch vom Grill, das Ali Baba, wie ihn die Frauen nennen, zubereitet hat. Die Frauen kommen aus Mauretanien, Marokko und aus der Westsahara. Der Bruder einer der Frauen hat die einzige Spanierin der Runde geheiratet. Das Sprachengemisch, in dem wir uns unterhalten, lässt nur oberflächliche, wenn auch sehr herzliche und lustige Gespräche zu. Wir erfahren, dass die meisten von ihnen seit über zehn Jahren in Spanien sind. Dass sie einstmals aus ihren Heimatländern geflüchtet sind, ist anzunehmen.

FreundeFreunde

FreundeFreunde

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Auf dem Rad und in den Wellen

Rad

Auf den Tag genau drei Monate lang haben wir unsere Fahrräder Staub und Meerluft ausgesetzt. Die Ketten sind verrostet, die Gangschaltungen nicht mehr zu bewegen. Die relativ flachen Pisten auf Fuerteventura sind genau richtig um die Fahrräder und uns selbst wieder fit zu machen. Wir starten in Morro Jable im Süden von Fuerteventura.

Die Abkühlung nach der Radtour verläuft abenteuerlicher als geplant. Die Wellen sind enorm hoch und bilden Tunnel, an denen Surfer ihre Freude hätten. Uns tragen sie ein paar Schürfwunden ein und nur mit viel Glück retten wir Fotoaparat und Autoschlüssel vor dem Wasser. Dabei sind wir ohnehin nur bis zu den Knöcheln ins Meer gegangen.

WellenWellen

WellenWellen

Nach dem Ende der Zivilisation

Leuchtturm

"Hinter Morro Jable ist die Welt der Zivilisation zu Ende.“ Natürlich ist diese Beschreibung im Reiseführer über die Südspitze von Fuerteventura übertrieben. Aber die Piste, die zwanzig Kilometer zum Leuchtturm hinausführt, bringt uns schon in eine recht einsame Gegend.

Im Hinterland der Küste steigt das Jandia-Massiv mit seinen Vulkanbergen steil an, die kleine Siedlung Puertito de la Cruz vermittelt die Stimmung eines Roadmovies, das im amerikanischen Mittelwesten spielt.

Zwischen den Häusern trocknen Wäschestücke und Fische in der Sonne. Und natürlich wird Fisch auch in einem kleinen Lokal im Ort serviert. Gallegada, ein Fischeintopf mit Erdäpfeln, Zwiebeln, Gemüse und Safran kommt gleich im Acht-Liter-Topf auf unseren Tisch.

Puertito de la CruzPuertito de la Cruz

Puertito de la CruzPuertito de la Cruz

Puertito de la CruzFische

Die Straße, die zum Leuchtturm führt, ist eher eine Piste, aber wirklich lustig wird es dann, als wir mit dem Iveco direkt die Küste entlang fahren, um einen Standplatz für die Nacht zu suchen.

PistePiste

Urlaub vom Reisen

Südspitze

Wir verbringen sehr entspannte Tage an der Südspitze der Insel. Die karge und zurückhaltende Schönheit dieser Landschaft ist genau das, was wir jetzt brauchen. Keine schroffen Berge, sondern sanfte Hügel. Wir unternehmen gemütliche Radtouren und kleine Wanderungen, die eher Spaziergänge sind.

Das einzige Dorf mit zwanzig Einwohnern liegt zwei Kilometer entfernt. Tagsüber teilen wir uns den Strand mit Surfern, die wir stundenlang beobachten. Dabei lernen wir ein bißchen etwas darüber, wie man einer Welle begegnen kann. Das ist auch bitter nötig, denn wir haben schon einige Schrammen davongetragen, wenn uns Wellen überrascht und erfasst haben.

RadtourRadtour

RadtourSüdküste

SüdküsteSurfer

Es wäre schön, hier noch einige Tage zu verbringen, aber nach vier Nächten erklärt uns die Umweltpolizei, dass wir hier nicht länger bleiben dürfen. Dagegen ist nichts zu sagen, denn wir stehen in einem Naturschutzgebiet und offensichtlich wird das zwar grundsätzlich toleriert, aber zu den Osterfeiertagen, wenn viele Kanaren mit ihren Wohnmobilen unterwegs sind, würden gar zuviele Camper am Strand stehen. Wir ziehen weiter.

SüdküsteSüdküste

SüdküsteSüdküste

Mal Nombre

Wir haben großes Glück und finden nur dreißig Kilometer weiter nördlich einen Platz, wo wir die Osterfeiertage verbringen können. Eigentlich mögen wir keine Sandstrände, aber nach so vielen Wochen an denen wir an Küsten mit starker Brandung gestanden sind, genießen wir die Badewanne mit seichtem Wasser.

Die Gezeitenunterschiede an diesem Teil der Küste, im Süden Fuerteventuras sind enorm. Manchmal erinnert der Strand an ein Wattmeer. Nachts hören wir nicht mehr die Brandung tosen, sondern die Wellen sanft ans Ufer rollen. Der Vollmond scheint durch die Verglasung unseres Hochdachs ins Bett.

Mal NombreMal Nombre

Mal NombreMal Nombre

So schön, so hässlich

Düne

Von unseren Übernachtungsplatz ist es nicht weit zu einer der schönsten Dünenlandschaften Fuerteventuras. Und nicht weit zu einigen der grässlichsten Bauten, die diese Insel verschandeln. Diese nicht fertig gestellten Hotelkomplexe und Apartmentanlagen gibt es hier zu Dutzenden.

Allein in zwei Kilometer Entfernung von userem Strand entdecken wir fünf davon. Viele dieser Bauten liegen wunderschön an der Küste, mit Blick auf den Atlantik und in Gehweite zum Sandstrand.

Dass hier Banken vor der Krise wild Kredite vergeben haben und die jeweiligen Verwaltungen nicht zimperlich waren, liegt auf der Hand. Diese grauenhaften Bauruinen werden wohl noch Jahrzehnte dastehen, denn sie zu entfernen würde richtig viel Geld kosten.

DüneRuine

DünenRuinen

RuinenRuine

Kanarische Vögel

Ihr lautes Schreien hat genau soviel Bedrohliches wie Komisches. Sie beginnen mit ihren Rufen nach Einbruch der Dunkelheit. Solange wir im Wohnmobil sitzen, ist das ja ganz lustig, aber wenn wir uns hinaus wagen und die Vögel, die für diesen Lärm sorgen, beobachten wollen, hat das etwas Gespenstisches. Dann kommen die großen Vögel ganz nah, ihre hellen Bäuche heben sich wie Leuchtkörper gegen den Nachthimmel ab. Fotos dieser Kanarenvögel haben wir leider nicht, aber Hörbeispiele:

Gelbschnabelsturmtaucher

Gelbschnabelsturmtaucher sind die wohl interessantesten Tiere auf den kanarischen Inseln, Kanarienvögel hingegen sucht man hier vergebens und die süßesten Viecher auf den Kanaren sind die Atlashörnchen.

AtlashörnchenAtlashörnchen

AtlashörnchenAtlashörnchen

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