Lanzarote 9.1. - 14.1.2013

Der Müllmann im Nachthemd

Standplatz

Möglichst nah am Meer, damit wir hören wie der Atlantik an die Klippen schlägt. Möglichst weit weg vom nächsten Ort, damit wir nicht durch den Ton von Fernsehern, Radios oder anderen Geräuschen der Zivilisation gestört werden. Möglichst weit weg von Straßen und trotzdem nah genug an Restaurants und Bars. So stellen wir uns einen idealen Übernachtungsplatz vor.

Außerdem haben wir gerne einen schönen Ausblick und die Möglichkeit in einen nahe gelegenen Naturpool zum Schwimmen zu gehen. Auf Lanzarote ist es zu unserer Überraschung gar nicht so schwer, solche Stellplätze zu finden.

Blöd nur, wenn wir mit unserem Wohnmobil den Weg zu den Mülltonnen verstellen. Wenn dann früh morgens die Müllabfuhr kommt, dann hilft nur eines: Raus aus dem Wohnmobil, und wenn es auch im Nachthemd ist, und dem Müllmann bei der Arbeit helfen.

MüllabfuhrMüllabfuhr

Ins Erdinnere

Höhle

Die Lava bestimmt das Leben auf Lanzarote. Weil sie das Bild der Landschaft prägt. Weil sie die Felder und Gärten fruchtbar macht. Und weil sie Massen von Touristen in die berühmten „Cueva de los Verdes“ zieht.

Der angeblich größte Lavastollen der Welt ist durch einen Vulkanausbruch vor 3000 Jahren entstanden. Weil die Lava an der Oberfläche schneller abkühlt und unter ihr länger weiterfließt, entstehen Röhren und dieses Höhlensystem ist eine der großen Attraktionen Lanzarotes. Wir erinnern uns an unsere Australienreise. Damals besuchten wir den Volcanic National Park. Nur der war 190 000 Jahre alt.

Dieses Mal ist es nicht Manrique, sondern sein Freund Jesus Sota, der für die Gestaltung sorgte. Und zwar durch ein indirektes Beleuchtungssystem, das der Höhle eine besondere Atmosphäre verleiht. Das letzte dieser Höhlenfotos rechts unten ist übrigens eine optische Täuschung. Eine Spiegelung in einem unterirdischen See gaukelt die tiefe Schlucht nur vor.

HöhleHöhle


HöhleHöhle

Zurück auf der Erdoberfläche. Dunkle Lavasteine bilden einen Kontrast zu hellem, pulvrigem Sand. Das Wasser ist zu seicht zum Baden. Ein paar Kilometer weiter südlich ist das anders. Vom Affenfelsen führen Leitern ins kalte Wasser.

OrzulaAffenfelsen

Die Diktatur des Architekten

Haus

Von großen Hotelburgen blieb Lanzarote bisher weitgehend verschont. Das ist vor allem Cesar Manrique zu verdanken. Er hatte es sich zur Aufgabe gemacht, Lanzarote „zum schönsten Ort der Erde“ zu machen und sich dabei an der traditionellen Bauweise der alten Häuser orientiert.

Weiße Häuser, grüne Fenster und Türen am Land, blaue am Meer. Auf den Kaminen sitzen maurische Türmchen.

Dass Manrique diese Bauweise durch seinen Freund, den „Präsidenten“ der Insel gesetzlich durchsetzten konnte, empfanden manche Bewohner Lanzarotes, die nun wahrlich genug unter Franco gelitten hatten, als „zweite Diktatur“. Tatsache ist, dass das Landschaftsbild der Insel davon sicher profitiert hat. Ein Gerücht ist, dass Manrique sich damit so unbeliebt gemacht hat, dass er ermordet wurde. So wird sein tödlicher Unfall 1992 von manchen Inselbewohnern interpretiert.

HausHaus

DorfHaus

Auf sehr vielen Häusern und Apartements sind „Zu verkaufen“-Schilder angebracht. Zum Teil handelt es sich dabei um recht schöne kleine Anwesen oder Wohnungen am Meer. Nicht nur darin zeigt sich das Platzen der Immobilienblase Spaniens. Auch die vielen halbfertig gebauten Häuser und kleineren Ferienkomplexe zeugen davon. Die meisten dieser Ruinen haben nicht mehr viel Zeit bis der Verfall, der durch Meer und Wind beschleunigt wird, nicht mehr aufzuhalten ist. Entscheidend ist wohl, ob die jeweilige Bank, die die Objekte jetzt besitzt, noch früh genug Gewinne mit ihnen erzielen kann.

RuinenRuinen

Fest in deutscher Hand

Bofrost

Deutsche und Briten besitzen die meisten Ferienhäuser auf Lanzarote und bilden auch das Gros der Urlauber. Im letzten Jahr sind auch Italiener und Franzosen dazugekommen, für die Urlaub zu Hause teuer geworden ist. Die Spanier hingegen sind letzten Sommer ausgeblieben. Die Deutschen und Briten leben in manchen Orten der Insel in einer Art Enklave. Sie wohnen hier nicht nur, sondern betreiben auch viele Restaurants.

Und das, was sie zu Hause haben, möchten sie auch hier nicht vermissen. Das Kaufhaus Lidl zum Beispiel oder auch den Lieferservice von Bofrost. Da begrüßt die Besitzerin einer Finca den Lieferanten zwar auf Spanisch, erklärt ihm dann aber in breitem Bayrisch, was sie dieses Mal von ihm kaufen will.

Das klingt schaurig, ist aber dadurch zu erklären, dass das Dorf Charco del Palo, in dem wir diese Szene beobachten, von zwei Deutschen gegründet worden war. Davor war hier rein gar nix.

Wobei man nicht einmal sagen kann, dass die Deutschen hier mit ihren Steuern und Konsumverhalten die Wirtschaft in Schwung halten, denn die Steuern auf den Kanaren sind extrem niedrig.

HausHaus

Bei den Lanzarotenos sind die Deutschen nicht sehr beliebt. Der Bürgermeister von Mala zum Beispiel meint, dass er ganz gut auf die deutschen Einwanderer verzichten könnte. Die jungen Kanarier kann er allerdings auch nicht halten, denn die ziehen fast alle möglichst bald weg. Und so leben die alten Kanaren und die alten Deutschen und Briten nebeneinander, wenn auch nicht miteinander.

El GolfoEl Golfo

Stacheliges Paradies

Kaktusgarten

Ein ehemaliger Steinbruch und hoch über ihm eine alte Windmühle.

Keine Chance Manrique zu entkommen. Dieses Mal beuschen wir einen Garten, den er gestaltet hat. Eigentlich brauchen wir keine Gärten zum glücklich sein. Eine Wiese tut es für uns auch. Trotzdem können wir den Kaktusgarten in Guatiza genießen.

Wie ein Amphietheater ist er angelegt und es ist schon erstaunlich, wieviele unterschiedliche Kakteen hier wachsen, wobei die Pflanzen oft eher Skulpturen gleichen.

Manrique konnte bei seinem Jardin de Cactus natürlich nicht widerstehen und hat dem stacheligen Paradiesgarten ein paar Rüschen in Form von kunsthandwerklichen Objekten verpasst. Kitschig oder schön? Eigentlich eh wurscht.

KaktusgartenKaktusgarten

KakteenKakteen

KakteenKakteen

KakteenKakteen

KakteenKakteen

KakteenKakteen

MühleMühle

KakteenKakteen

KakteenKakteen

KakteenKakteen

Eine Farbe: Schwarz

Feuerberge

Sechs Jahre lang haben die Vulkane auf Lanzarote Feuer gespuckt. So schrecklich das Vibrieren, das Grollen, das Feuer und die Aschenwolken für die Bewohner in der Zeit von 1730 bis 1736 gewesen sein müssen, so friedlich wirkt die Vulkanlandschaft heute.

Die Kanaren waren gescheit genug, große Teile des Naturparks „Timanfaya“ für den privaten Verkehr zu sperren, und so sitzen wir in einem Bus mit vierzig anderen Touristen und lassen und durch die schwarze Landschaft fahren. Hier gibt es wirklich keine andere Farbe mehr. Ab und zu ein grüner Dornbusch, sonst nur schwarzes Gestein.

FeuerbergeFeuerberge

FeuerbergeFeuerberge

Dass es darunter noch brodelt, zeigen die Ranger eindrucksvoll, indem sie eine Eisenstange mit Gestrüpp unter die Steine halten, das durch die Hitze sofort Feuer fängt oder indem sie durch ein wenig Wasser, das sie durch ein Rohr in die Tiefe schütten, einen großen Dampfstrahl provozieren.

FeuerbergeFeuerberge

FeuerbergeFeuerberge

Und wer wirklich alles mitmachen will, lässt sich dann auch einen Ritt auf einem Kamel nicht entgehen. Was als Touristenakttraktion ein wenig bescheuert wirkt, hatte erstens einst wirklich Sinn als die Viecher in der Landwirtschaft eingesetzt wurden und macht sich zweitens noch immer gut als Bild in der Landschaft.

FeuerbergeKamele

Die Blume im Berg

Feuerberge

Von unten schaut Montaña Blanca wie ein Berg und nicht wie ein Vulkan aus. Ein nicht allzu hoher Berg. Relativ leicht zu besteigen. Aber dann, wenn man den Kraterrand erreicht, wirkt die Caldera, der Krater, wie ein riesiger Blütenkelch.

Und als wir dann weiter auf den Gipfel steigen, wenn man ihn denn so nennen will, sehen wir die Weststrände von Lanzarote genauso wie die Küste im Osten.

Und wir können auf unser Wohnmobil hinunterschauen, das sich auf der 4WD-Strecke im Nationalpark, die uns eine Rangerin empfohlen hat, wieder einmal gut bewährt hat.


FeuerbergeFeuerberge

FeuerbergeFeuerberge

FeuerbergeFeuerberge

FeuerbergeFeuerberge