Melbourne 7.2. - 8.2.2015 (Victoria)
Die Europäerin
Melbourne ist wohl die europäischste der australischen Städte. Und eine der schönsten. Schon viermal wurde sie zur lebenswertesten Stadt der Welt gekürt.
Ihre Architektur ist ungeheuer abwechlungsreich und trotzdem ergibt sich so etwas wie ein Gesamtbild, wenn man durch die Straßen schlendert. Die einzelnen Entwürfe der neueren Gebäude sind zum Teil recht mutig, trotzdem geben oft die alten Häuser den Ton an. Melbourne wirkt lebendig und modern, auch wenn alte Straßenbahnen den Verkehr dominieren.
Sie sind nicht nur als fahrende Restaurants für die Touristen unterwegs. Die meisten werden einfach dazu genützt um von da nach dort zu kommen. So wie auch der alte Bahnhof schön zum Fotografieren ist, aber eben auch noch seinen ursprünglichen Zweck erfüllt.
Rosa Kleider und rote Paprika
Man kann dort Taschen kaufen. Und T-Shirts und Turnschuhe. Aber auch Mangos, Melonen, Ingwer, Pfefferoni, Weintrauben, Melanzanie und Paprika. Einfach jedes nur erdenkliche Gemüse und Obst. Und das zu Preisen, die für australische Verhältnisse sensationell niedrig sind. Der Queen Victoria Market ist gut zum Einkaufen, gut zum Schauen, gut zum Riechen, gut zum Essen, gut zum Einfachdortsein.
Das Land der Einwanderer
Australien war schon immer Ziel von Menschen, die aus Not, wirtschaftlichen Gründen, wegen des Klimas oder einfach um des Abenteuers willen hier Fuß fassen wollten. Seit 1788 sind mehr als neun Millionen Menschen in Australien eingewandert. Unzählige andere haben es versucht, aber nicht geschafft.
Es ist unbestritten, dass Australien ein Einwanderungsland ist. Wie der Staat und die Menschen, die bereits hier leben, tatsächlich mit ihren Einwanderern umgehen, ist eine andere Sache. Das Immigration Museum in Melbourne beleuchtet dieses Thema auf beispielhafte Weise.
Da wird auch nichts beschönigt. Von der Geschichte der ersten Einwanderer, die 1840 übers Meer kamen und in engen Schiffkabinen wohnten bis zu einem vorläufigen Tiefpunkt 2001, als das norwegische Frachtschiff Tampa 430 Asylsuchende rettete und keine Erlaubnis bekam einzureisen.
Nur Weiße bitte!
Iran, Sri Lanka, Afghanistan und Pakistan sind die vier Länder, aus denen 2013 die meisten Flüchtlinge nach Australien kamen. Einst hatte Australien noch die White Australia Policy verfolgt, die mit dem Immigration Act 1901 festgelegt worden war.
Einfache Botschaft: Nur Weiße bitte. Es dauerte mehr als hundert Jahre bis die Regierung ihren Willen zum einem multicultural Australia verkündete. Rassistische Übergriffe gibt es aber immer noch und wegen der Finanzkrise wurden die Immigration Rates in den letzten Jahren wieder hinuntergesetzt.
Und natürlich ist die Geschichte der Einwanderung ganz eng mit der Geschichte der Aborigines verknüpft. Denn die ersten zweieinhalb Jahrhunderte australischer Einwanderung ging die Gewalt vor allem von den Einwanderern aus. Erst 2008 entschuldigte sich das Parlament für die Gesetze und die Politik, die die Aborigines unterdrückten.
Großstadt
Es ist in Melbourne wie überall. Wenn es ums Essen geht, sind die Zuwanderer oder wenigstens das, was sie kochen, gefragt. In China Town gibt es die besten Jum Cha (das kantonesische Wort für Dim Sum), die man sich vorstellen kann. Es ist nicht schwer Melbourne zu genießen, obwohl wir die Stadt auch als stressig erleben. Nach all den Monaten im Busch und in den stillen Naturparks ist die Hektik einer Großstadt mit über vier Millionen Einwohnern ziemlich heftig für uns. Dabei können wir der Skyline der Stadt viel abgewinnen.
Schönheit innen und außen
Der offizielle Name lautet Ian Potter Center: NGV Australia. Dahinter verbirgt sich die interessanteste Galerie, die wir bisher in Australien besucht haben. Und das bezieht sich auf innen und außen.
Die Ian Potter Gallery verfügt über die umfassendste Sammlung australischer Kunst weltweit. Wir sind begeistert von den Bildern von John Brack, Sidney Nolan und Frederick McCubbin. Die Werke sind sehr gut gehängt und die Informationen ausreichend. Die Dauerausstellung Aboriginal Art ist leider nicht zu besichtigen, da sie gerade wegen einer Automobilausstellung übersiedelt wird. Auch ein Signal.