Nordgriechenland und Peloponnes 1.9. - 6.9. 2012
Das letzte Ferienwochenende in Griechenland. Es scheint, als würde jetzt noch einmal der übermut für das ganze kommende Schuljahr ausgelebt. In den Heimatorten der Schüler, in den kleinen Städten wie in Konitsa, nördlich von Ioannina, wird kräftig gefeiert, bevor es zurück in die Schulen und Universitäten in den größeren Städten geht.
Gleich neben einer alten Brücke in Konitsa finden wir einen Ruheplatz für zwei Tage. Das Wasser ist kühl und klar, gerade richtig um uns vom Staub der langen Fahrt zu befreien. Und auch die Burschen toben sich noch einmal richtig aus und springen von den Felsen in den eiskalten Aoos.
Wir wandern den Fluss entlang zum alten Kloster Stomio, das gerade renoviert wird. Ein alter Mönch überwacht den einzigen Arbeiter, der bei dieser Hitze schwere Steine klopft und schlichtet. Er hat dabei etwas Hartes, Unangenehmes.
Trotzdem ist dieser alte Mönch auch beeindruckend. Dass er schon recht gebrechlich wirkt und sich auf einen Stock stützen muss, hindert ihn nicht daran, sich in schwindelerregender Höhe immer knapp über dem Abgrund zu bewegen.
Trotz der Renovierungsarbeiten ist die Stille des Ortes, diese besondere Beschaulichkeit, die griechische Klöster über Flusstälern fast immer ausstrahlen, zu spüren. Während wir gemeinsam mit einer griechischen Familie diese entrückte Ruhe des Klosters erleben, wird in Athen demonstriert.
Die junge Mutter der kleinen Irene berichtet, dass die Stimmung in Athen aggressiv ist. Sie hat in Wien studiert und bis zur Geburt ihrer Tochter ist sie bei den Demonstrationen mitmarschiert. Sie erzählt, dass in Athen die meisten kleinen Geschäfte schließen mussten, nur die Geschäfte großer Konzerne halten sich. Während sie berichtet, wirkt sie fröhlich und optimistisch.
Nach drei Tagen im Land haben wir von der Krise Griechenlands noch nicht viel mitbekommen. Nur auf den Straßen sind weniger Autos unterwegs. Treibstoff ist teuer. Da überlegen sich viele Griechen, ob sie nicht doch lieber ein paar Meter zu Fuß gehen und auch zum Einkaufen wird gelegentlich mit dem Rad, öfter allerdings mit dem Moped gefahren.
Und es fällt auf, dass weniger Touristen als sonst unterwegs sind. In Lefkada zum Beispiel, wo wir ein paar Tage verbringen, sind einige Italiener, einige österreicher und kaum Deutsche zu sehen. Das ist in einem Tourismusort wie diesem, ungewöhnlich.
Von Norden nähern wir uns der Brücke, die Antirrio und Rio verbindet und auf den Peloponnes führt. "Die Schaukel von Patras" wird sie genannt und eine Fahrt auf ihr, hoch über dem Golf von Korinth, ist wirklich ein Erlebnis.
Wir ziehen weiter Richtung Süden und finden einen idyllischen übernachtungsplatz an einem Fluss, gleich bei einer Taverne, die früher eine Mühle war. Die Wirtstochter Nota erzählt, dass hier am Land die Krise nicht zu spüren ist. Hier haben die Menschen, was sie brauchen. Erdäpfel, Tomaten und anderes Gemüse bauen sie selbst an, Fisch, Ziegen und Schafe liefern Nahrung.
In Patras, wo Nota studiert, ist das anders. Sie erzählt von Geschäften, die geschlossen werden, von der Unruhe, die sich breit macht, auch wenn alles nicht so dramatisch wie in Athen erlebt wird. Hier am Fluss bei ihren Eltern, wo sie ihre Ferien verbracht hat, findet sie es "paradiesisch". Trotzdem wird sie bald zum Studium nach Patras zurückkehren und dann in Harvard weiterstudieren. "Wir Griechen haben ein starkes Herz", sagt sie.
Eine Internetkarte bei Vodafone ist leicht zu bekommen. Wenn man Zeit hat. Seit kurzem wird zum Beispiel ein Reisepass für diese Karte verlangt. Wir haben keinen Pass dabei, aber daran soll es nicht scheitern. Als wir den Pass gebracht haben, tippt die schöne Vodafoneangestellte mit den langen, blonden Haaren, alle Daten, die sie in dem Pass findet in ihren Computer. Nach einer Viertelstunde eifrigen Abschreibens fragt sie, woher wir kommen……….
Dann wird der Pass eingescannt. Das dauert. Schließlich wird der eingescannte Pass ausgedruckt - auch das dauert. Zwei Seiten griechischer Text müssen unterschrieben werden. Keine Ahnung, was da drinnen steht. Dann geht es weiter zu der schwarzhaarigen, noch hübscheren Vodafoneangestellten. Sie tippt alle Daten in ihren Computer. Das dauert. Dann rechnet sie. Die Summe, die sie schließlich nennt, ist höher als die Summe, die uns vor einer halben Stunde genannt wurde. War nur ein Fehler. Ob wir noch ein Sackerl für die Internetkarten wollen? Nein Danke. Bitte nicht.
"...wenn man aber nach einer Weile hinschaut, ist der Morgen dahingeschwunden, der Tag neigt sich dem Abend zu, und mit ihm zugleich verlangen Oblomows ermüdende Kräfte nach Ruhe; der Sturm und die Erregung besänftigen sich in seiner Seele, der Kopf ernüchtert sich nach dem Denken, und das Blut kreist langsamer durch die Adern."
Faule Tage am Südpeloponnes in Skoutari, einem ganz kleinen Ort in der Nähe von Gythio. Zeit, "Oblomow" von Iwan Gontscharow fertig zu lesen. Wie passend.
Mit dem Wohnmobil auf eine griechische Fähre zu fahren, bedeutet meist viel Stress. In Gythio ist das anders. In dem kleinen Hafen kommt höchstens etwas Unruhe auf. Dieses Mal ist es besonders gemütlich, weil einerseits nur insgesamt drei Wohnmobile mitfahren und andererseits auch kaum Griechen an Bord sind. Höhepunkt der siebenstündigen Fahrt ist das nicht ungefährliche Anlegen im winzigen Hafen von Antikythira. Bald darauf sind wir in Kreta.