Kreta 6.9. bis 21.9. 2012



Leben auf Kreta


Standplatz Falasarna

Jetzt ist die Zeit der langen Autofahrten vorbei. Nach der übernachtung im Hafen von Kissamos fahren wir weniger als zwanzig Kilometer bis zu unserem ersten Standplatz auf Kreta in der Bucht von Falassarna im Nordwesten der Insel.

In der Nähe liegt eine kleine Kapelle. Am Platz davor bereiten die Mitglieder der orthodoxen Gemeinde einen Imbiss für ihre abendliche Feier vor. Sie häufen Fische, Fleisch und Brot auf Wegwerfteller. Währenddessen hält der Priester die Messe vor der Kapelle unter einem Feigenbaum. Von diesem Baum holen wir uns täglich wunderbar süße Früchte.

überhaupt kann einen das Leben an einem kretischen Strand schon sehr verwöhnen. In Falassarna genießen wir sogar den Luxus eines eigenen Pools.


MesseMesse
FeigenPool
Thron

Das kulturelle Leben von Touristen auf Kreta beschränkt sich, abgesehen vom archäologischen Museum in Iraklion, meist auf Ausgrabungen. Von denen gibt es allerdings viele und einige davon sind auch sehr beeindruckend. Von unserem Standplatz ist es nicht weit zu den Resten des "antiken Falassarna". Dort steht der "Thron von Falassarna", der vermutlich kein Thron, sondern der Rest einer großen Säule ist.

Leben auf Kreta, das heißt für die meisten Reisenden auch wandern. Am Ende des Weges, der über die Halbinsel Gramvousa führt, liegt die beliebte "Piratenbucht Balos", zu der Touristen zu Hunderten mit den Schiffen gebracht werden. Der Pfad ist zwar nicht sehr anspruchsvoll, aber durch die Hitze recht anstrengend.


FalasarnaFalasarna


Das Quadrat der Entfernung


Ein paar Schritte gehen und die Zahl der Touristen wird weniger. Je weiter man geht, desto weniger Touristen trifft man. Das besagt Brunos Theorie vom Quadrat der Entfernung. Sie gilt in Venedig, wo man schon wenige Schritte vom Markusplatz entfernt ruhige Plätze finden kann, genauso wie auf Kreta.

Elafonisi im Südwesten Kretas ist ein gutes Beispiel dafür. Der berühmte "Karibikstrand" zieht täglich Tausende von Urlaubern an. Das Quadrat der Entfernung macht in diesem Fall für uns circa vierhundert Schritte aus und schon haben wir einen Strand für uns allein. Von der Terrasse einer Taverne aus genießen wir den Blick auf diesen Standplatz.


ElafonisiElafonisi
Blick auf ElafonisiStandplatz in Elafonisi



Normales Wetter


"Wie ist das Wetter heute?" - Die Antwort auf die morgendliche Frage lautet auf Kreta immer gleich. "Normales Wetter" heißt Sonnenschein und Wind. Das ist schön, wird aber auf die Dauer langweilig und manchmal gar zu heiß. Gerade bei einer Wanderung sind Wolken eine Wohltat. Auch Regen kann manchmal ganz nett sein. Obwohl es dann ein ganz klein wenig ins Wohnmobil regnet und das Dach geklebt werden muss.


RegenDachreparatur



Schöne, schlechte Straße


Piste

War man in früheren Jahren in Griechenland unterwegs, konnte ein kleiner Güterweg ganz unversehens zur einer frisch asphaltierten neuen Straße werden. Umgekehrt konnte eine Autobahn plötzlich in einen Eselspfad münden. EU-Gelder ließen sich ganz wunderbar zum Straßenbau verwenden. Und der Sinn der schönen Straßen war nicht immer ganz ersichtlich, denn oft genug führten sie ins Nichts.

Das hat sich in den letzten zwei Jahren geändert. Was jetzt eine schlechte Staubstraße ist, bleibt auch eine. Für die paar Autos, die auf ihr unterwegs sind, reicht das auch. In dem langsamen Tempo, in dem solche Straßen befahren werden müssen, lässt sich die Umgebung gut genießen.



Altes HausAlte Häuser



Die Gelassenheit von Alexis Sorbas



Mit Alexis Sorbas hat Nikos Katzanzakis eine Figur geschaffen, die im Einklang mit sich und der Welt lebt. Wer Kreta kennt, findet es nur logisch, dass er seinen Roman auf dieser Insel angesiedelt hat.


SorbasSorbas
Paleochora

Ein oder zwei Stunden im Kafeneio sitzen und nichts tun, als das Treiben um sich herum zu beobachten. Da lässt sich die Gelassenheit des Alexis Sorbas nachempfinden. Gelassenheit, die auch Autofahrer brauchen, die durch Paleochora fahren wollen.

Die Hauptstraße des kleinen Hafenortes ist ein bissl eng. Das ist für so manches kleine Touristenauto schwierig, aber interessant wird es immer dann, wenn die großen Reisebusse durchfahren.

Diese Reisebusse bringen hauptsächlich Individualtouristen, die sich von der Krise nicht abhalten lassen, Griechenland zu besuchen. Viele von ihnen kommen immer wieder. Angenehme Touristen, die wissen wie wichtig es ist, gerade jetzt ihr Geld in Griechenland auszugeben.


EngeEnge
PaleochoraPaleochora



Musik eines "Kreters"


Ein alter Schulhof, der in einen Gastgarten verwandelt wurde. Ein altes Schulgebäude, das zur Taverne wurde. Eine Deutsche, die einen Griechen geheiratet hat, hat es geschafft, in einem winzigen Ort ein Restaurant hochzuziehen, zu dem Griechen und Touristen von weither kommen. Wir wählen abwechselnd die Wanderung durch eine Schlucht und eine Radtour um in die ausgezeichnete Taverne nach Anidri zu gelangen.


Taverne AnidriNach Anidri
Standplatz Paleochora

Sorbas steht nicht nur für Gelassenheit, sondern auch für Kraft. Unbändige Kraft zeichnet auch Mikis Therodorakis aus. Seine Erinnerungen, die unter dem Titel "Bis er wieder tanzt" erschienen sind, sind nur sehr schwer zu lesen. Die Schilderungen des Schrecklichen, was er erlebt hat, sind drastisch.

Kreta hat im Leben von Theodorakis eine besondere Rolle gespielt. Im Buch erzählt er, wie er nach Gefangenschaft und Folter auf Kreta, die Insel von der seine Familie stammt, kam und dort noch einmal gefoltert wurde, aber schließlich hier zum Leben zurückfand.

Theodorakis, der auf Chios geboren wurde, sagt über sich selbst, dass er in erster Linie Kreter, dann Grieche und Europäer ist. Seine Musik und die Stimme von Maria Farantouri begleiten uns durch den Abend.


Musikcover Musikanlage
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