Kreta 2.10. bis 10.10. 2012
"Wenn Heidi Fink den Begriff "Glück" definieren soll, fällt ihr zunächst ein verschwitztes T-Shirt ein." - In Spiegel-online wird über diese Heidi Fink berichtet, die von Vollzeitarbeit auf acht Monate im Jahr reduziert hat.
Der Artikel stellt das Prinzip Downshifting vor, ein Begriff, den der Wirtschaftswissenschaftler und Gesellschaftskritiker Charles B. Handy in den neunziger Jahren in den USA geprägt hat. Downshifting kann sich darauf beschränken, Arbeitsstunden zu reduzieren oder ein Sabbatical zu nehmen, kann aber auch heißen, ganz aus dem Beruf auszusteigen. Es geht jedenfalls darum, weitestgehend nicht mehr fremdbestimmt zu leben.
Die Geschichte mit dem Glück und dem verschwitzten T-Shirt können wir nachvollziehen. Kein Wunder, wir haben ja auch runtergeschaltet. Und ohne auf den niedrigsten Gang runterzuschalten, hätten wir auch die Radtour von unserem Standplatz in Tris Petris im Süden von Zentralkreta bis zum Strand von Preveli nicht geschafft. Denn diese Tour führte nicht dem Strand entlang, sondern über die Berge. Das Schweißleiberl ist hart verdient.
Was Menschen, die über viel Zeit verfügen damit machen, ist allerdings recht unterschiedlich. Ein Lehrerehepaar aus München zum Beispiel sammelt auf seinen Reisen Steine, Austern und sonst allerhand, was es auf Stränden findet und stellt daraus "seine Kinder" her, die auf dem Armaturenbrett seines Wohnmobils mitreisen.
Wenn Orte als spirituell oder als mystische Plätze angepriesen werden, dann sind sie oft tatsächlich Orte, die ein bestimmtes Gefühl vermitteln. Für die Gegend um die Schlucht von Agiofarango trifft das sicher zu. In frühchristlicher Zeit wurde der Platz am unteren Ende der Schlucht, die zum südlichsten Kap Kretas führt, zur Ausübung der Askese genützt und bildete das religiöse Zentrum der Gegend.
Viele Höhlen, in der sich Asketen versammelt haben, finden sich dort in der Nähe eines Strandes, der bis heute nur zu Fuß erreichbar ist. Auch am oberen Ende der Schlucht wurde vor sechshundert Jahren ein Kloster errichtet, in dessen Umgebung ein Zauber zu spüren ist, obwohl es inzwischen von vielen Touristen besucht wird.
Dass dieses Kloster Odigitria für uns ein besonderer Platz ist, an dem wir auch übernachtet haben, liegt natürlich auch an den zahlreichen Katzen, die hier leben.
Das Kloster liegt nicht weit von Matala entfernt, jenem Ort, der Anfang der 70er Jahre viele Hippies angezogen hat, die dort in Höhlen gelebt und gefeiert haben. Einige wenige von ihnen leben noch heute dort, viele von ihnen kommen als Touristen wieder hin. Und da scheint der Kapitalismus Rache an den 68ern zu nehmen. Denn es ist wahrscheinlich, dass die Althippies, inzwischen zu Geld gekommen, Ziel der zahlreichen Verkaufsangebote sind. Wer ein Haus in einem Olivenhain erwerben möchte, - hier gibt es das Grundstück, beziehungsweise, die Bauruine dazu.
Nein, Diätküche ist die griechische Küche wirklich keine. Und die Kreta-Diät besteht in Wirklichkeit vor allem daraus, dass die Kreter immer schwer arbeiten mußten. Die Arbeit der Bauern war hart, die Wege auf der Insel waren steil. Fleisch gab es kaum, um von Gemüse satt zu werden, mußte schon ziemlich viel öl dazu.
In kretischen Tavernen werden die üblichen griechischen Verdächtigen serviert: Moussaka, Pasticcio und gefüllte Melanzani, Jouvetsi, Papoutsaki, ….. durchaus schmackhaft, aber nur wenn sie wirklich gut zubereitet sind.
Interessanter sind da Rote Rüben mit Knoblauch, Eintöpfe wie Boureki oder Briam (Gemüse, Gemüse, Gemüse), Dako (Dunkles Brot mit Weihnachtsgewürzen, Tomaten und Schafkäse), gefüllte Zuchiniblüten, gefüllte Pilze und "Kretischer Salat" (Salat, in den alles hineinkommt, was gerade da ist und dazu noch harte, gewürzte Brotstückchen oder Erdäpfel).
Und statt der üblichen Fleischgerichte wie Souvlaki und Kottlets kann man gelegentlich auch Rindfleisch mit Oliven und Pfefferoni, Schweinefleisch mit Dörrzwetschgen und Mandeln oder Schweinsstelze mit Rosmarin essen.
Fisch ist, wie überall in Griechenland, extrem teuer und wird nur selten aus der Gegend stammen, da die Griechen ihr Meer schon lange leergefischt, beziehungsweise leergesprengt haben. Noch bis vor kurzem war "Dynamitfischen" noch üblich. Was es hier aber noch gibt sind Oktopus-Gerichte. Oktopus in Essig, in Weinsauce oder als Salat.
Gelegentlich gibt es auch Oktopus gegrillt und manchmal als Stifado zubereitet. Das ist eine Art Gulasch mit viel Zwiebel. Fast immer sind Gavros, die ganz kleinen Fische, zu haben.
Vor allem in Tavernen, die von deutschen Frauen, die einen Griechen geheiratet haben, geführt werden, bekommt man oft besondere Kreationen. Da hat sich die Deutsche dann gegenüber der Schwiegermutter durchgesetzt: Fencheleintopf mit Erdäpfeln und Zucchini, Melanzanirollen mit Feta und Speck, Datteln, gefüllt mit Nüssen und mit Speck umwickelt, - in solchen Lokalen lässt sich bei jedem Besuch Neues entdecken.
Wer auf Kreta eine Nachspeise bestellt, ist selbst schuld. Auch wenn das fettreiche Joghurt mit Honig und verschiedene Früchteteller auf der Speisekarte stehen, - jeder Wirt, der etwas auf sich hält, serviert nach dem Essen Süßes auf Kosten des Hauses.
Diese Nachspeise kann aus einem Stückchen Baklava bestehen oder aus einem kleinen Grieskuchen. Es gibt auch oft karamellisierte Trauben oder Quitten, manchmal mit Joghurt vermischt oder Früchte und Nüsse.
Die kretische Tradition Nachspeisen gratis zu servieren geht oft soweit, dass die Kellnerin sich entschuldigt, wenn es einmal keine Nachspeise gibt, weil die Köchin den Kuchen noch nicht fertig hat und der Händler das Obst noch nicht gebracht hat. Dazu wird fast immer Raki, der kretische Traubenschnaps serviert.
Heineken und Amstel zu entkommen ist auf Kreta nicht schwer. Schließlich gibt es fast überall die griechischen Biere Mythos, Fix und Alpha und seit zwei Jahren auch immer öfter vom Fass.
Beim Wein sieht die Sache schon anders aus. Kretischer Wein wird bodennah, in eher niedrigen Reben angebaut. Vielleicht hat er auch deshalb etwas Erdiges im Geschmack. Oft schmeckt er nach Vermuth - manchmal auch ganz einfach nach Apotheke.
Der jeweilige Hauswein der verschiedenen Tavernen kann manchmal ganz gut sein, aber oft ist er auch ganz einfach grauslich. Retsina hat in Kreta keine Tradition und ist wesentlich teurer als Hauswein. Wer sich auskennt, kann in einigen Restaurants im Norden Kretas auch gute Flaschenweine, wie den weißen Katzimikalis bestellen.