Toskana 4.5. bis 7.5.2014

Ziemlich viel Toskana

Eichenwälder und Wildschweine, mittelalterliche Städtchen und der Dom von Siena - seit einer Woche sind wir in der Toskana. Aber die Kalenderbilder-Toskana sehen wir erst jetzt, in der Gegend südlich von Siena. Sanfte Hügel, Weingärten und hübsch renovierte Häuser, zu denen Zypressenalleen führen. Übrigens wissen wir jetzt auch, wie die Zypressen so schön schlank bleiben.




Toscana Rosso

Was für ein Glück. In einem Restaurant im hübschen Ort Castelnuovo trinken wir hervorragenden Hauswein. Wir machen das Weingut, von dem er stammt, ausfindig. Der Rosso San Antimo, der dort produziert wird, bekommt unserem Gaumen und unserer Brieftasche besser als der Brunello, der hier auch erzeugt wird.


Noch mehr Toskana

Manches in den mittelalterlichen Orten der Toskana wirkt fast arrangiert und oft ist es das auch. Natürlich stehen die alte Vase und die Blumentöpfe nicht zufällig vor dem schönen Tor, aber dass der Mohn auf dem Dach des kleinen Steinhauses wächst, das ist dann halt einfach so. Gerade in ganz kleinen Dörfern, die nur aus ein paar Häusern bestehen und vor allem vom Tourismus leben, hat der Toskana-Stil etwas Dekoratives, aber deswegen ist er nicht weniger ansprechend.




Zu viel Toskana oder Disneyland Toskana

Ab wann wird die dekorative Schönheit einer toskanischen Stadt oder eines Dorfes zu einer Art Disneyland? Liegt es an der Zahl der Touristen? An der Menge der Weinlokale und Restaurants? Schwer zu sagen, aber manchmal ist es einfach zu viel. In Bagno Vignoni zum Beispiel, dessen Sehenswürdigkeit vor allem aus einem riesigen Thermalbecken in der Mitte des Dorfes besteht. Dass Baden dort inzwischen verboten ist, zeigt, dass das Becken eben nur mehr dekorativ, also nur mehr für die Touristen da ist.


Auch in Montepulciano fühlen wir uns nicht wohl. Natürlich ist der Ort schön, - für unser ästhetisches Empfinden sind das ja alle diese mittelalterlichen Städtchen, aber der historische Ortskern vermittelt auch ein Disneyland-Gefühl.

Das hängt nicht, oder zumindest nicht nur, damit zusammen, dass besonders viele Touristen Montepulciano besuchen, - das ist in der Toskana auch in vielen anderen Orten der Fall.

Vielleicht ist es auch entscheidend, ob ein Ort von Touristen lebt oder nur mehr für die Touristen lebt. Da hilft dann auch die schönste Kirche nix.

Und: Sind wir daran schuld, wenn sich die Dinge so entwicklen? Allein dadurch, dass wir reisen? Eine klare Antwort darauf wird es wohl nicht geben. Wir bemühen uns um Anpassung, um das Erlernen von ein paar Grundbegriffen der Sprache, um Höflichkeit gegenüber unseren Gastgebern….. „when in Rome do as the Romans do“ ……



Was wir in Montepulciano vermissen, ist ganz normales Alltagsleben. In Cortona zum Beispiel, das täglich von hunderten Amerikanern und Deutschen besucht wird, gibt es mitten in der Stadt einen Friseurladen. Und neben den zahlreichen Boutiquen und Weinläden für Touristen finden sich auch noch ein kleines Lebensmittelgeschäft und ein Fleischhauer.

Es ist ja in Ordnung mit Touristen aus ganz Europa beim Essen zu sitzen, aber Italiener sollten halt auch dabei sein. Und zum italienischen Leben gehört auch eine Bar, in die der Maurer von der Baustelle nebenan auf ein Glas kommt und Lokale, in die der Chef der Polizei mit seinen Leuten zu Mittag isst. Ganz abgesehen davon, dass in solchen Lokalen dann auch das Essen um Klassen besser ist, als in Restaurants, die sich auf den Geschmack der Amerikaner eingestellt haben.

Und der rosarote Cinquecento steht nicht zur Behübschung vor dem Haus, sondern einfach, weil er in den engen Gassen Cortonas das ideale Fahrzeug ist. Na gut, rosa müsste er dafür nicht sein.


Alte Häuser und ein sehr alter Pfad

Auf einem Weg, der von den alten Römern angelegt wurde, führt eine Wanderung durch das Umland von Cortona. Eine seltsames Gefühl, sich vorzustellen, wie hier vor zweitausend Jahren Menschen gewandert sind, ihre Füße auf genau diese Steine gesetzt haben.

Heute wirkt die Gegend, die immer wieder so wunderbare Ausblicke bietet, einsam und wild, aber tatsächlich entdecken wir hier immer wieder schöne, alte Häuser. Viele sind aufwändig renoviert worden oder werden gerade hergerichtet.

Dabei dürfte der italienische Denkmalschutz seine Arbeit ausgezeichnet machen, denn überall in der Toskana werden die alten Gemäuer mit viel Liebe und Geschmack restauriert und Bausünden finden sich hier keine.





Irgendwie ist dieses Cortona samt seiner Umgebung einfach bezaubernd. Ganz abgesehen von dem schönen Übernachtungsplatz für unser Wohnmobil hoch oben bei der Festung.


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