Assisi 8.5. bis 11.5.2014
Zeitreise ins Mittelalter
Noch dürfen sie das Handy verwenden. Noch dürfen sie rauchen. Aber wenn der eigentliche Bewerb beginnt, ist nichts mehr erlaubt, was nicht zu den mittelalterlichen Kostümen passt.
Dann wird in den Gassen von Assisi in Umbrien kein Verkehrszeichen mehr zu sehen sein, das die Zeitreise ins Mittelalter stört; die Restaurantschilder über den Lokaltüren werden verhängt, die Laternen abgedeckt.
An Ständen werden original mittelalterliche Würste, Käselaibe und Salate angeboten und die Tuchfärber hängen frisch gefärbte Stoffe zum Trocknen aus.
Drei Tage lang dauert das Calendimaggio, ein Wettbewerb, bei dem sich der obere und der untere Stadteil von Assisi in sportlichen Wettkämpfen messen.
Das mittelalterliche Frühlingsfest, bei dem der Mai mit Gesängen und Tänzen gefeiert wird, geht angeblich zurück auf Zeiten, in denen sich die Unter-und die Oberstadt von Assisi tatsächlich bekriegten.
Dieses unglaubliche Ereignis ist aber nicht nur eine Schau für Touristen. Praktisch alle Einwohner von Assisi sind in irgendeiner Form daran beteiligt und wer nicht selbst in alten Kostümen unterwegs ist, arbeitet zumindest an der Vorbereitung mit.
Im Wettkampf werden die Leistungen der Stelzengeher und Schwertkämpfer, der Tänzerinnen und Sänger, der Trommler und Schauspieler beurteilt. Die Jury besteht aus Historikern, Musikwissenschaftern und Zuschauern. Große Aufmerksamkeit widmet sie den Kostümen.
Während der Wettkämpfe kommt man nur mit Eintrittskarten in die abgesperrten Zonen. Von riesigen Tribünen aus beobachten tausende Zuschauer das Spektakel auf der großen Piazza. Wir interessieren uns nicht so sehr für die Wettkämpfe, sondern für die Atmosphäre unmittelbar davor. Durch einen glücklichen Zufall und ein wenig Hartnäckigkeit finden wir eine kleine Piazza, auf der sich die Frauen und Männer auf ihre Auftritte vorbereiten.
Stundenlang warten die Einwohner von Assisi auf ihren Auftritt. In der Nachmittagssonne ist es heiß auf dem Platz, der kaum Schatten bietet. Noch ist von Aufregung nichts zu spüren. Müdigkeit macht sich breit.
Kurz vor dem Auftritt weicht die Müdgkeit dem Lampenfieber. Die relaxte Atmosphäre auf der kleinen Piazza beginnt sich zu verändern. Spannung kommt auf.
Die Zeremonienmeisterin gibt letzte Anweisungen für den Auftritt. Unter den Frauen mischt sich freudige Aufregung mit einer gewissen Konzentration.
Drei Tage dauert das Fest. Am zweiten Tag haben sich die Darsteller an uns und unsere Fotoaparate gewöhnt. Wir kommen ihnen ganz nah, und selbst wenn Bruno sich unmittelbar vor dem Auftritt unter sie mischt, lassen sie sich nicht stören, wie das folgende Foto zeigt.