Peloponnes 14.5. bis 20.5.2014
Frühling auf dem Peloponnes
Von Ancona nach Patras mit der Fähre. Dann weiter über die Berge in den Süden des Peloponnes. Auf 1000 Meter Höhe sind die Nächte im Mai noch sehr kalt, die Strahlen der Abendsonne wärmen kaum.
So vertraut uns die Wege im Süden Griechenlands auch sind, der Frühling zeigt den Peloponnes, so wie wir ihn noch nicht kennen.
Eigentlich ziemlich alltägliche Pflanzen und trotzdem sind sie faszinierend. Die riesigen Disteln und der zarte Mohn, der so stark ist, dass er durch den Beton bricht.
Hat Merkel recht?
Vor einem halben Jahr hat sich die deutsche Bundeskanzlerin unter Griechen und Griechenlandfans viele Feinde gemacht, als sie die Griechen dazu aufrief die Tourismussaison zu verlängern.
Manchmal ist es mit den Griechen ja wirklich zum Haareraufen. Seit Jahrzehnten beobachten wir, wie die meisten Tavernen im Herbst zusperren. Also zu einer Zeit, in der zumindest im Süden Griechenlands die Tage noch heiß und schön sind.
Im Mai, wenn es immerhin frühlingshafte Temperaturen bis zu 26 Grad gibt, sind offene Lokale in Tourismusregionen die Ausnahme. Bei ähnlichen Wetterverhältnissen, aber rauherem Meer haben die Kanaren den ganzen Winter über Hochsaison.
Da wäre es doch logisch, auch griechische Hotels und Lokale zumindest sechs Monate im Jahr offen zu halten. Ganz abgesehen davon, dass in Griechenland ja nicht nur die Strände schön sind. Wanderer und Mountainbiker könnten schon im April und noch im November ihr Vergnügen haben. Das wären dann acht Monate Tourismussaison.
Hat Merkel also recht? - Das kommt auf den Blickwinkel an: Ein griechischer Wirt arbeitet in der Hochsaison täglich 14 Stunden und mehr. Wenn er das von Mitte Juni bis Anfang Oktober durchhält, hat er genügend Geld verdient und ist außerdem erschöpft.
Für den Rest des Jahres arbeitet er noch ein wenig in seinem Olivenhain und kümmert sich um die Dinge, für die er im Sommer keine Zeit hat. Er widmet sich seinen Kindern, baut an seinem Haus, betreut seine Finanzen - und er tut auch einmal einfach gar nichts.
Natürlich könnte er seine Taverne auch sechs oder gar acht Monate offen halten. Wenn sich dann auch noch die griechischen Tourismusorganisationen quasi von offizieller Seite um Gäste bemühen, würde er vielleicht mehr Geld verdienen.
Vermutlich würde er dann allerdings auch mehr Angestellte brauchen. Denn 14-Stunden-Tage sind weder für ihn noch für seine Angestellten auf längere Zeit durchzuhalten. Die zusätzlichen Angestellten müsste er bezahlen, dann würde ihm nicht mehr so viel Geld bleiben. Aber dafür hätten einige arbeitslose Griechinnen und Griechen einen Job.
Bei 27 Prozent Arbeitslosigkeit wäre eine Ausweitung der Tourismussaison für die griechische Gesellschaft ein Gewinn. Allerdings nur, wenn der Wirt tatsächlich Griechinnen als Kellnerinnen engagiert und nicht Rumäninnen, die um weniger Geld arbeiten. Andererseits ist die Arbeit im griechischen Tourismus für viele Rumänninen und Rumänen ein Glücksfall.
Die Geschichte ist also ziemlich kompliziert. Und außerdem: Wer sagt denn, dass das Lebensmodell des Wirten, der seine Taverne nur vier Monate im Jahr offen hält, nicht das Bessere ist? Ist es nicht Ausdruck der Mentalität, die viele Griechenlandurlauber so schätzen? Dass die Griechen eben zu leben wissen. Dass sie die Dinge nicht so eng sehen und nicht so genau nehmen.
Und wie ist das mit der Herzlichkeit, mit der die Griechen die Touristen jedes Jahr empfangen? Wäre die dieselbe, wenn die Urlauber das ganze Jahr über in Griechenland einfielen? Hat Merkel also recht? Naja, unbestritten ist, dass man im Griechenlandtourismus einiges schlauer und effizienter gestalten könnte. Aber abgesehen davon, dass es ohnehin peinlich wäre, Merkel recht zu geben, - wir nehmen die Griechen so wie sie sind und machen uns jetzt auf die Suche nach der nächsten offenen Taverne.