La Gomera 2.3. - 10.3.2013
Spannung vor dem Sturm
Real Madrid gegen FC Barcelona. Vor dem Bildschirm der kleinen Bar in Agulo im Nodosten der Insel ist ganz klar, dass hier die Sympathien Madrid gehören. Würde jetzt ein Katalane auf das Schlimmste gefoult werden, - die Gomerer würden jubeln. Was für ein Glück, dass der Schiedsrichter das ähnlich sieht und Madrid das Spiel gewinnt.
Nur ein paar Tage später werden wir in der Hauptstadt San Sebastian die Spannung beim Spiel Manchester United gegen Madrid erleben. Da sind die Zauschauer in den Bars auf dem Platz noch viel ernster bei der Sache. Da fehlt dann so ganz jede Leichtigkeit.
Aber noch sind wir in Agula im wilden Norden und in diesem schönen Ort werden wir wegen einer Sturmwarnung auch bleiben.
Eine Wanderung geht sich noch aus, bevor der Sturm losbricht. Der Himmel hat sich schon zugezogen, aber noch sind die Ausblicke auf den Atlantik und auf die Terassenfelder, wo neben Bananen auch Wein gepflanzt wird, wunderschön.
Schließlich beginnt es kraftvoll zu regnen, Böen mit einer Windstärke von 8 - 9 Beaufort fegen über die Insel. Flüge werden abgesagt und die Schulen sind geschlossen. Die Menschen werden dazu aufgerufen, ihre Häuser nur in dringenden Fällen zu verlassen. Glücklicherweise ist zumindest ein Restaurant im Ort offen.
Unser Standplatz ist einigermaßen windgeschützt und außer starkem Regen bekommen wir vom Sturm nicht viel mit. Erst nach zwei Tagen, als wir wieder aus der Deckung kommen, sehen wir die Auswirkungen der Unwetter. Später erfahren wir dann noch, dass im Valle Gran Rey eine Frau nach einem Steinschlag ums Leben gekommen ist. Fast genau an der Stelle, an der wir noch zwei Tage davor übernachtet hatten.
Da eine Verbindungsstraße ins Wandergebiet im Lorbeerwald nach Erdrutsch unbefahrbar ist, drehen wir um und fahren in die Hauptstadt San Sebastian, eine der hübschesten Städte, die wir auf den Kanaren bis jetzt gesehen haben.
Vom Tropenwald ins Mühlviertel
Zu Beginn dieser Wanderung fühlen wir uns wie in den Tropen. Nach zwei Stunden ändert sich die Vegetation, wir stoßen auf einen Bach und plötzlich erinnert der Tropenwald ans Mühlviertel.
Lebensentwürfe
Bobbina und ihre kleine Schwester Bibbona wachsen definitiv in einer unkonventionellen Familie auf. Es ist immer wieder erstaunlich, dass solche Typen den Luxus unseres Wohnmobils nicht spießig finden, sondern cool.
Sie selbst haben einige Nächte am Nachbarstrand, der nur zu Fuß erreichbar ist, verbracht. Sie haben zwar nicht viel Gepäck dabei gehabt, aber immer noch wesentlich mehr als ein Spanier, der pudelnackert vom Strand heraufkommt und Touristen fragt, ob sie ihn in die Hauptstadt mitnehmen können.
Autostopp ohne G'wand erweist sich als schwer. Schließlich macht er sich über die Mülltonnen her. Unglaublich, was sich da drinnen findet. Brot und Erdäpfel, Getränke und Olivenöl. Das Olivenöl benutzt er zur Körperpflege, das Essbare verzehrt er gleich an Ort und Stelle bei einem gemütlichen Picknick. Eingeraucht oder einfach nur ein besonderer Lebensstil? Keine Ahnung. Ob wir ihn am nächsten Morgen nach San Sebastian mitnehmen werden? Wohl kaum. Sein Körper und seine Haare glänzen von Olivenöl.
Bobbinas Familie blödelt mit dem Nackerten eine Zeit lang herum. Währenddessen flirtet das Mädchen mit der Kamera was das Zeug hält.
Der Teide
Und immer wieder der Teide. Von La Gomera aus gibt es ernorm viele Stellen, die einen Blick auf den gewaltigen Vulkan Teneriffas freigeben.
Die kanarischen Väter
Eine letzte Wanderung auf La Gomera. Durch Palmentäler und über blühende Wiesen bis zu einem großen Drachenbaum.
Der Weg führt durch Kakteenfelder bis nach Alajero, wo wir in einer Bar einkehren. Dort beobachten wir, wie so oft, wie sich ein Gomerer um sein kleines Kind kümmert. Er trinkt gemütlich sein Bier, während er das Kleine mit dem Flascherl füttert.
Es ist so offensichtlich, dass das Leben auf den Kanaren ein Leben in einer Machowelt ist. Aber Teil dieses Lebens ist auch, dass sich Väter um ihre Kinder kümmern. Sie fahren mit den Kinderwagen, gehen mit den Kindern spazieren und beschäftigen sich mit ihnen.
Was wir nicht herausfinden ist, ob das Teil der Krise ist. Ob die kanarischen Männer generell aktive Väter sind, oder ob das Teil eines Lebens in der Arbeitslosigkeit ist.