Sevilla 15. - 16.4.2013
Das Fest
Stierkämpfe, Flamenco, Tapas, Sherrry – wir sind in Sevilla. Die Altstadt mit der Kathedrale und dem Real Alcazar, das ehemalige jüdische Viertel Barrio de Santa Cruz. Klar, das alles wollen wir sehen. Deswegen sind wir gekommen. Eigentlich. Da wissen wir noch nicht, dass die Feria de Abril, das größte Fest Sevillas heute beginnt.
Um die Mittagszeit bemerken wir die ersten Frauen in Festkleidern und Kutschen mit prächtig geschmückten Pferden. Es ist noch nicht viel, das auf ein besonderes Ereignis hindeutet. Aber die Spannung, die in der Luft liegt, ist deutlich zu spüren.
Fächer und Flamencokleider in den Auslagen gehören generell zum Stadtbild Sevillas. Aber heute sind zumindest vereinzelt Frauen tatsächlich wie Schaufensterpuppen angezogen.
Wir bummeln durch die Stadt. Noch haben wir Freude an den schönen alten Gebäuden und der Architektur von Sevilla. Aber unsere Aufmerksamkeit wird immer öfter von den Frauen in Festtagskleidern abgelenkt.
Stierkampf werden wir hier keinen besuchen, nicht einmal eine Fotoausstellung zum Thema wollen wir ertragen, uns reicht das Stierkampffoto, das die Wand einer typisch andalusischen Tapasbar im jüdischen Viertel ziert.
Hier, wo große Schinken von der Decke hängen, braucht der Wirt ein besonders scharfes Messer um den Schinken für die Tapas ganz fein zu schneiden. Er muss das Messer also immer wieder schleifen. Das tut er so oft bis es ganz schmal ist und kaum mehr etwas von der Klinge übrig ist. Zu den ausrangierten Messern hat er geschrieben, wie lange er sie verwendet hat.
Und auch sonst hat man hier einen besonderen Sinn für Dekoration.
Wir spazieren weiter. Es ist nicht leicht, den Blick auf die Sehenwürdigkeiten zu konzentrieren. Immer mehr Frauen in Rüschenkleidern und Männer in traditionellen Reitanzügen sind unterwegs.
Nun ist es nicht mehr lang, bis die Feria de Abril beginnt. Dieses Fest, das aus einem Getreide- und Viehmarkt in der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts hervorgegangen ist, ist ein großes Spektakel geworden, das vor allem Einheimische und Besucher aus anderen Regionen Spaniens anzieht.
Über tausend Zelte sind auf einem riesigen Areal aufgebaut, der öffentliche Verkehr kommt fast ganz zum Erliegen, tagelang wird gefeiert. Eigentlich nicht das, was wir lieben, aber da wir nun schon einmal hier sind, folgen wir den Frauen, die offensichtlich alle zum Festgelände strömen.
Die meisten Besucherinnen gehen zu Fuß zum Fest, manche finden auch andere Fortbewegungsmittel.
Das Fest selbst ist im Grunde genommen einfach ein gesellschaftliches Ereignis, bei dem es darum geht, sich zu zeigen und gesehen zu werden.
Bis in die Morgenstunden wird gefeiert. Musik und Feuerwerk klingen bis zum Yachthafen von Sevilla, wo wir einen idyllischen Standplatz am Ufer des Guadalquivir gefunden haben. Hier verbringen wir die letzten zwei Nächte, bevor wir zur Fahrt durch Andalusien Richtung Baskenland aufbrechen.