Teneriffa 5.2. - 14.2.2013

Ein aufregendes Stück Torte

Masca

Seit Wochen fragen wir uns, warum immer wieder behauptet wird, dass auf den Kanaren die Straßen so eng sind, dass sie für Wohnmobile oft kaum zu befahren sind. Bei einer Fahrt durch den Nordwesten Teneriffas ist klar, was damit gemeint ist.

Die Strecke von Santiago del Teide bis Buenavista ist eine der aufregendsten Straßen, die wir je gefahren sind. Als uns ein Reisebus entgegenkommt, brauchen wir zur Bewältigung der Situation soviel Konzentration, dass an Fotografieren nicht zu denken ist.

Macht nix, - dafür gibt’s Fotos von dem Tortenstück, das wir genossen haben und auch andere Bilder von der Landschaft des Tenogebirges, das wir durchquert haben.

TorteTorte

TenoTeno

Extrem viel und extrem wenig Wasser

Nudelwasser

Ein Tourist auf Teneriffa braucht im Durchschnitt 400 Liter Wasser pro Tag. In diese Rechnung fließen neben dem Verbrauch im Hotel oder Apartment auch Pools, Golfplätze, Wäschereien und andere Wasserverbraucher ein. Wir kommen im Wohnmobil mit circa 240 Liter pro Monat aus. Das heißt, wir brauchen nur ein 50stel des Durchschnittstouristen. Das lässt sich nur durch große Sparsamkeit machen. Nudelwasser zum Beispiel holen wir aus dem Atlantik. (Schmeckt zu salzig, wenn man nicht normales Wasser hinzufügt.)

Unser geringer Wasserverbrauch ist nicht nur Ideologie, sondern Notwendigkeit. Auf Lanzarote und Fuerteventura ist nirgends Wasser zu bekommen, es sei denn man kauft es in Flaschen im Supermarkt. Auch auf Teneriffa stoßen wir auf Schwierigkeiten. Bei einer Tankstelle gelingt es uns schließlich den Besitzer zu überzeugen, dass wir 200 Liter von dem Wasser, das für Scheibenwaschanlagen und Kühler gedacht ist, abzweigen können.

Es dauert eine Weile, bis das dünne Rinnsal unseren Tank gefüllt hat. Dass es kein Trinkwasser ist, ist auf den Kanaren selbstverständlich. Wir hoffen auf die Wirksamkeit unserer Filter, die angeblich auch Pfützen trinkbar macht.

Wasser tankenWasser tanken

Schön. Schön. Schön.

Die romantischste Ecke Teneriffas soll beim Leuchtturm im Nordwesten der Insel sein. Hier finden wir das Gegenprogramm zur überlaufenen Westküste. Die Touristen, die hierher kommen, fahren am Abend wieder in ihre Quartiere zurück.

Punto di TenoPunto di Teno

Bei Wanderungen in dieser bezaubernden Landschaft wären lange Hosen kein Fehler. Die Kakteen sind zwar hübsch anzusehen, können aber recht gemein sein. Sonst gibt es darüber nicht viel zu sagen, außer: Schön. Schön. Schön.

KaktusGebüsch

TenoTeno

TenoTeno

TenoTeno

TenoTeno

Frei von Kitsch

Garachico

Es tut gut wieder Häuser zu sehen, die nicht kitschig, sondern schön sind. Gebäude, die sich in die Landschaft einfügen, Plätze, die nicht für Touristen angelegt sind, Höfe ohne Swimmingspools, Straßen, die mit den Proportionen ihrer Häuser harmonieren.

Garachico im Nordwesten Teneriffas gilt als eine der schönsten Städte der Insel. Sie ist allerdings nicht so alt, wie sie sich gibt, da nachdem Pest, Brände, Flut und Heuchschreckenplage in der Stadt gewütet hatten, die Lava eines Vulkanausbruchs 1706 den Rest erledigte. Die Gebäude, die überlebt haben und die, die wiedererichtet wurden sind jedenfalls sehenswert, einzeln oder auch als Ensembles.

GarachicoGarachico

GarachicoGarachico

Was Garachico heute besonderes Flair gibt, sind die Charcos, die Felsenbecken. Hier wurde der Natur mit einigen künstlich angelegten Steinübergängen nachgeholfen und es sind ganz wunderbare Schwimmbecken entstanden.

GarachicoGarachico

GarachicoGarachico

Ruinenkünstler

Gelegentlich führen staubige Wege von den Hauptstraßen weg. Unser 4WD macht es uns leicht, sie zu verfolgen. Am Ende dieser Straßen kann einer schöner Strand sein, kann gar nichts sein oder eine kleine verfallene Siedlung, die ein Graffitikünstler genützt hat. Seine Bilder sind beeindruckend und voll Witz, wenn er zum Beispiel die Ruine einer Kapelle mit Skelettmusikern besprayt.

RuinenRuinen

RuinenRuinen

RuinenRuinen

Die Touristenmeile

Los Christianos

Hässliche Hotels, Shoppingmalls und viel Trubel. Die Strandmeile in Los Cristianos kann man mögen. Muss man aber nicht. Vor den vielen billigen Restaurants stehen Keiler um Touristen anzulocken. Sie tun das auf Deutsch, Englisch, Französisch und immer öfter auch auf Russisch. Die Russen sind die neue Zielgruppe vieler Reiseanbieter auf Teneriffa. In vielen Speisekarten wurde eine Seite in russischer Sprache eingelegt.

Ein nicht unbeträchtlicher Teil der Spaziergänger auf der Promenade ist in motorisierten Rollstühlen unterwegs. Schlau gedacht. Für die Verleiher ein gutes Geschäft, für die, die darauf angewiesen sind, eine Möglichkeit ihren Winterurlaub selbständig zu genießen.

Los ChristianosLos Christianos

Los ChristianosLos Christianos

Los ChristianosLos Christianos

Der Renner in ganz Südeuropa sind zur Zeit die kleinen Fischchen, die die harte Haut an den Füßen wegknabbern. Alle paar Meter steht so ein Aquarium und es finden sich tatsächlich Menschen, die sich von den Tierchen in die Zehen beißen lassen. Gemeinsam mit Edda und Max ziehen wir die gewohnte Methode vor, es sich gut gehen zu lassen.

FischeEltern

Eine kalte Winternacht

Wald

Es muss uns in den Bergen südlich des Nationalparks Teide schon sehr gefallen, dass wir dafür Nächte in Kauf nehmen, in denen es maximal 2 Grad hat. Aber der Duft der Kiefern lässt ja fast an eine warme Badewanne denken.

Diese Kiefern sind richtige Zauberkünstler. Sie kämmen mit ihren Nadeln das Wasser aus den tief liegenden Wolken. Einen Teil des Wassers verwenden sie für sich selbst, einen Teil bekommt der Rest der Landschaft.

Für uns sind diese Berge mit den Wäldern und Lavasteinen besonders reizvoll, weil sie uns auch Übernachtungsplätze bieten und Pisten, die wie geschaffen für unseren Iveco sind.

WaldWald

WaldPiste

PistePiste

Über den Wolken I

Vom Platz über den Wolken ist es naturgemäß nicht mehr weit bis auf den Mond. Über den Wolken sind wir in 1800 Meter Höhe. Um die Mondlandschaft Paisaje Lunar mit den hellen Tuffsteinkegeln zu sehen mußten wir noch eine gute Stunde wandern.

WaldWald

MondlandschaftMondlandschaft

MondlandschaftMondlandschaft

MondlandschaftMondlandschaft

Über den Wolken II

Die Wolken so von oben zu sehen ist normalerweise Flugpassagieren vorbehalten. Wir haben das Vergnügen aus dem Autofenster auf unserer Fahrt durch den Teide Nationalpark.

WolkenWolken

Filmreife Landschaft

Das rote Kabriolet auf dem Foto wird bald in einem Film zu sehen sein, der im Nationalpark Teide gerade gedreht wird. Wer den Teide als Filmkulisse hat, braucht sich wahrscheinlich über die Handlung keine Gedanken mehr zu machen.

FilmteamFilmteam

Zur Zeit trägt der Vulkan ein kleines Schneehauberl, wir fahren in 2200 Meter Höhe an ihm vorbei. Schaut schon gut aus, dieser Teide, aber der Nationalpark kann soviel mehr. Jedenfalls tuckert unser Iveco einen ganzen Tag lang durch die Berge. Das wird noch Folgen haben.

TeideTeide

TeideTeide

TeideTeide

TeideTeide

Hätten die Tenerifenos die Straße, die sich durch den Teide Nationalpark schlängelt, nicht gebaut, wären Millionen von Touristen um das Vergnügen gekommen "La Tarta" zu entdecken. In der Kurve, in der die Torte liegt, wurde extra ein Aussichtspunkt mit Parkplatz angelegt und so kommen wir in diesen Tagen zu unserem zweiten Stück Torte.

TorteTorte

Bremsversagen

Iveco

Wir fahren eine relativ schmale Straße in einem kleinen Ort steil bergab. Bruno sagt: „Wir haben ein Bremsproblem“.

Bremsproblem ist ein netter Ausdruck dafür, dass sich das Bremspedal ohne jeden Widerstand durchdrücken lässt. Dafür, dass gut vier Tonnen ungebremst den Berg hinunterrollen.

Bruno reagiert sofort und kämpft sich mit der Handbremse in die Einfahrt zu einem Kindergarten. Es ist die letzte Chance auf diesem Berg unseren schweren Wagen zum Stehen zu bringen. Danach geht es nur mehr steil bergab und die einzige Möglichkeit für einen Stopp wäre eine Mauer gewesen.

Ich versuche Hilfe im Kindergarten zu bekommen und bitte darum, dass jemand einen Mechaniker holt. Die Kindergartenpädagogin drückt mit ein Schnurlostelefon in die Hand und denkt, dass das Problem damit gelöst ist.

Schließlich hilft uns ein Spanier, der sein Kind vom Kindergarten, wo gerade Fasching gefeiert wird, abholt. Er telefoniert mit einem Mechaniker. Der gibt eine Ferndiagnose. Alles auf Spanisch. Wir erfahren, dass unsere Bremsen „fiebre“ haben. Nachdem die Bremsen abgekühlt sind und wieder funktionieren, wagen wir es weiterzufahren.

Wir suchen einen Iveco-Mechaniker in Santa Cruz. Das Navi führt uns in die richtige Gegend, nur leider auf die falsche Seite der Autobahn. Es ist Stoßzeit. Santa Cruz ist eine Stadt, die viele Hügel hat. Es geht bergauf und bergab. Die Bremsen des Iveco funktionieren. Aber jetzt leuchtet die Tankanzeige auf. Wir haben keinen Sprit mehr. Es ist schon früher Abend.

Als wir die Iveco-Werkstätte finden, klappt alles ganz wunderbar. Chef, Werkstättenleiter und Mechaniker bemühen sich kurz vor Garagenschluss um unser Auto. Das bekommt neue Bremsbacken und wir hoffen doch sehr, dass damit das Problem gelöst ist.

Um Ruhe zu finden, fahren wir noch in der Dunkelheit zu einem Leuchtturm, wo wir tatsächlich übernachten können. Es braucht ein bissl mehr Wein als sonst, um das Adrenalin aus dem Blut zu bekommen.

IvecoIveco

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