Teneriffa 15.2. - 23.2.2013
Alltag für Kanaren und für Reisende
Leerstehende Restaurants und Geschäfte, die zur Vermietung angeboten werden, Bauruinen aus denen in absehbarer Zeit keine Hotels mehr werden und in den Städten Bettler auf den Straßen. Das sind für Touristen die Zeichen der Krise in Spanien.
Von der Rekordarbeitslosigkeit, den Pleiten der Immobilienentwickler und dem drastischen Rückgang der Häuserpreise bekommen sie auf den Kanaren kaum etwas mit. Und selbst wenn sie spanisch sprechen, - in diesem Restaurant werden sie über die Misere nichts hören: „Es ist verboten über die Krise zu sprechen.“
Wir leben derweil unser priviligiertes, aber einfaches Leben. Nach vielen Wochen finden wir endlich eine Waschmaschine. Abgesehen davon, dass sie nur mit kaltem Wasser und nach angelsächsischem System wäscht und daher alle Flecken in der Wäsche drin bleiben, ist es gar nicht so leicht, alles trocken zu bekommen. So wird unser Wohnmobil richtig gemütlich.
Mit Freunden im Schnee
Das Wetter auf Teneriffa ist eine seltsame Sache. Es stimmt schon, dass dort ewiger Frühling herrscht. Aber die Bandbreite der Frühlingstemperaturen ist doch erstaunlich. An einem Tag schwitzen wir beim Wandern in kurzen Hosen, am anderen gibt’s eine Schneeballschlacht.
Das hängt natürlich vor allem mit der Höhe zusammen, in der wir uns bewegen. Mit Elisabeth und Walter erleben wir ein wenig Schnee im Teide Nationalpark, was die Tenerifenos sicherlich mehr begeistert als uns. Die schmücken dann nämlich mit Vergnügen die Kühlerhauben ihrer Autos mit kleinen Schneemännern.
Die besten Teleskope Europas findet man auf La Palma und auf Teneriffa. Weiß glänzen die Kuppeln des Observatorio del Izana vor dem Hintergrund des angezuckerten Teide. Irgendwie bietet sich der Teide in diesem Nationalpark sowieso für jedes Foto zumindest als Hintergrund.
Überstürzter Aufbruch
Insgesamt elf Tage stehen wir mit Unterbrechungen auf unserer G'stetten nahe der größten Tourismusmeile Teneriffas bis jemand auf uns aufmerksam wird und uns vertreibt. Wir brechen recht plötzlich auf, müssen aber vorher noch die Bremsflüssigkeit tauschen und zumindest noch die hinteren Bremsen entlüften.
Sozialutopie
Wir fahren nur einige Kilometer nach Südosten. An einem kleinen hübschen Hafen liegt Las Galletas, kein besonders schöner Ort, aber trotz vieler Touristen hat er einigen Charme und über manche Gebäude muss man auch mehr wissen, um sie zu würdigen.
Der Ferienkomplex TenBel zum Beispiel besticht ganz sicher nicht durch seine Schönheit, aber in den 1960er Jahren, als er gebaut wurde, stand er für den Gedanken einer Sozialutopie. Der belgische Industrielle Goeders wollte seinen Angestellten eine besondere Urlaubsmöglichkeit bieten. Mit Sportmöglichkeiten, eigenem Pool und einer großzügigen Apartmentanlage.
Das ist ihm auch gelungen. Nur, dass die Anlage halt Kind ihrer Zeit war und kaum jemand mehr in Betonklötzen urlauben will. Wer es doch möchte, kann hier billig wohnen, auch wenn in Internetforen darüber gemosert wird, dass eine Renovierung schon längst fällig wäre.
Auch wenn die Anlage TenBel wirklich nicht schön ist, - die neueren Anlagen gleich nebenan sind es genauso wenig. Aber sie ist sicher komfortabler als die Alternative hat eines Spaniers, der sich aus einer Plastikliege, einer Zeltplane und einem Sonnenschirm eine Behausung auf einem Parkplatz gebaut hat. Halbwegs bequem und originell ist das Heim eines Paares, das sich ein Fass zum Wohnwagen umgebaut hat.
Wir waren 23 Tage auf Teneriffa. Ein letzter Sundowner in einer Bar am Strand von Las Galletas. Die Fähre, die uns auf La Gomera bringen wird, legt von Los Cristianos ab.