Anreise Kanaren 7. 12. - 19.12.2022
Arschkalt
Es beginnt mit einem leisen Surren, wird zu einem Dröhnen und schließlich zu einem Wimmern. Dann endlich kommt heiße Luft aus dem Gebläse und wärmt unsere woMAN. Weil Bruno eben Bruno ist, haben wir eine überdimensionierte Heizung. Das bedeutet, sie heizt unsere 6 Quadratmeter innerhalb weniger Minuten auf, aber bis sie damit beginnt, passiert geräuschtechnisch das, was in einem Flieger passiert. Die Turbinen saugen Luft an, Druck wird erzeugt und wenn das Flugzeug dann abhebt, ist es richtig laut.
Das ist für gemütliche Abende im Wohnmobil sehr nett, aber zum Schlafen ist es einfach zu laut. Deshalb und weil es in den ersten Tagen nach unserer Abfahrt einfach arschkalt ist, schlafe zumindest ich mit zwei Paar Socken, Haube und Schal.
Eigentlich wollten wir uns für die knapp 3000 Kilometer zum Hafen von Huelva Zeit lassen, ein wenig in der Dordogne wandern, die eine oder andere Tapas Bar besuchen und zwei Tage in Sevilla verbringen. Nix ist daraus geworden. Es ist dermaßen kalt, dass es keine Freude macht.
Wir machen keine längeren Pausen und übernachten dort, wo es gerade passt. Am Waldrand, am Fluss, vor einem aufgelassenen Fabriksgebäude, nur einmal auf einem Campingplatz.
Als es kurz nach der spanischen Grenze endlich wärmer wird, beginnt es zu regnen und zu stürmen. Ein Tropensturm verwandelt Teile Andalusiens in eine Schlammwüste. Wir ziehen weiter bis nach Huelva, wo wir eine neue Fahrradabdeckung erstehen, weil der Wind unsere alte zerrissen hat.
Der Admiral der Weltmeere
Er hatte viel Energie, einen starken Glauben an sich selbst und war von einer Idee besessen. Trotzdem wäre Christoph Kolumbus nicht zum "Admiral der Weltmeere" ernannt worden, hätte ihm der Franziskaner Antonio Marchena vom Kloster Santa Maria de la Rabida nicht den Zugang zum spanischen Hof verschafft.
Als Kolumbus einige Zeit in diesem Kloster verbrachte, hatte er schon fast aufgegeben. Ans Aufgeben müssen wir nicht denken, als wir in der Nähe des Klosters übernachten.
Ein Jahr nach seinem Aufenthalt im Kloster ist Kolumbus am 3. August 1492 von Huelva Richtung Südwesten losgefahren. Bei uns dauert es hoffentlich nicht so lange. Die Abfahrt der Fähre, die uns auf die Kanaren bringen soll, ist schon in vier Tagen geplant. Inzwischen besichtigen wir die Schiffe des Kolumbus, die hier liegen. Es sind natürlich nur Nachbauten, die aber ein Gefühl für das Abenteuer geben, das die Seefahrer damals gewagt haben.
Selbst das Hauptschiff „Santa Maria", vermutlich eine Karacke oder Karavelle, erscheint ziemlich klein für so eine Reise. Was abseits der Schiffe gezeigt wird, gehört allerdings eher nach Disneyland..
Originell
Ein Wohnmobil ist ein Transportmittel, in dem man auch schlafen kann. Ein Leichenwagen erfüllt im Prinzip einen ähnlichen Zweck. Warum also den Leichenwagen nur für die letzte Reise und nicht auch für die Urlaubsreise verwenden?
Im Fährhafen von Huelva ist relativ viel los. 30 bis 40 Wohnmobile warten auf die Überfahrt auf die Kanarischen Inseln. Darunter auch ein recht origineller.
Originell ist es auch, mit Wohnmobil und Katze zu verreisen. Olya und Gerfried tun das und wir freuen uns über die Bekanntschaft der beiden Blogger und ihrer Katze Ruby.
Der wahre Luxus einer Fährfahrt ist eine Außenkabine, und wenn sie noch so klein ist. Die Sonnenstrahlen, die uns in der Früh aufwecken, sind unbezahlbar. Das Wetter ist herrlich, das Essen essbar, der Gin Tonic gut, die Gesellschaft unserer neuen Bekannten sehr erfreulich.
Ankunft im Hafen von Arrecife auf Lanzarote nach 28 Stunden.
Der Standplatz, den wir kurz darauf finden, beglückend. Und es ist warm. Wunderbar warm.