Snowy Mountains und Ostküste 28.2. - 12.3.2015 (New South Wales)
Wechselnder Wohnsitz
Nicht Reisen sondern Wohnen ohne festen Wohnsitz. So nennt ein Freund das Leben, das wir in diesen Wochen führen. Da ist was dran. Wir fahren höchstens ein paar Stunden am Tag und lassen uns dann wieder für ein oder zwei Nächte an einem Fluss nieder.
Immerhin schafft der Iveco seine erste Flussdurchfahrt auf dieser Reise problemlos. Naja, fast problemlos. Mit dem ersten Gang und Allrad wäre das locker zu machen. Dass statt dessen der zweite Gang drinnen ist, bemerkt Bruno erst, als die Räder nicht mehr greifen und der Wagen zu driften beginnt. Schon ein seltsames Gefühl.
Am nächsten Übernachtungsplatz entdecken wir schöne Häuschen aus den 1940er Jahren. Aus Flusssteinen gebaut, stehen sie wie neu da und können noch immer von Wanderern, die Schutz suchen, benützt werden. Von unserem Wohnmobilfenster aus fotografieren wir Kookaburras. Nicht weit davon grasen Kängurus. Mit den Bergen als Hintergrund geben sie ein schönes Bild.
Minusgrade ohne Heizung
Wir übernachten in den Snowy Mountains im Kosciuszko National Park in 1350 Meter Höhe. Es ist ziemlich kalt. Am nächsten Morgen sind Fenster und Solaranlage vereist.
Wir schalten unsere Dieselheizung ein. Sie funktioniert nicht. Macht nichts, wärmen wir uns halt mit heißem Tee. Nur, - der Dieselkocher funktioniert auch nicht. Offenbar ist dem Diesel nachts zu kalt geworden.
Hoffen wir, dass der Motor anspringt. Wir haben Glück. Sonnenstrahlen durchbrechen den Nebel und wärmen Tank und Motor.
Vom Wintersportort Thredbo führt ein Sessellift in die Höhe. Wir versuchen es zu Fuß und erleben eine bezaubernde Bergwelt. Durch die weißen Stangen, die blattlosen Stämme abgebrannter Eukalypten, bekommt sie etwas Unwirkliches.
Schneeglöckerl
Zuerst denken wir an Schneeglöckchen, als wir die hübschen weißen Blümchen sehen. Schließlich haben wir ja Anfang März. Anderseits beginnt hier gerade der Herbst. Biogärtner Karl Ploberger findet für uns heraus, dass die Schönheit eine Gentianella diemensis ist. Ein Kranzenzian. Das passt natürlich. Schließlich sind wir in 1900 Meter Höhe. Und überhaupt blüht in den Snowy Mountains zur Zeit allerhand.
Herbstwetter
Tagsüber angenehme 20 bis 25°C. Über die Temperaturen können wir in den letzten Wochen nicht klagen. Die Abende allerdings werden zunehmend kühler und das Lagerfeuer wärmt zwar den Bauch aber nicht den Rücken. Wir werden langsam in den wärmeren Norden ziehen.
Schlangen Nummer sieben und acht
Ab und zu stelle ich mir vor, dass eine große giftige Schlange quer über einem Wanderweg liegt. Dass es keine Möglichkeit für einen Umweg gibt. Nun ja, jetzt weiß ich, wie man sich dann fühlt.
Sie ist groß und schwarz, wahrscheinlich eine Tiger Snake. Ich sehe sie schon aus einige Entfernung, weil sie so groß ist. Wir versuchen sie zu vertreiben, in dem wir ihr ein Stöckchen werfen. Daraufhin richtet sie sich auf und nimmt dem Stöckchen gegenüber Angriffshaltung ein.
Das zweite Hölzerl trifft besser und sie flüchtet. Blöd nur, dass sie das in unsere Richtung tut. Es dauert einige Zeit, bis wir an ihr vorbei sind. Das Adrenalin ist gerade ein kleines bißchen weniger geworden, als eine zweite Schlange da liegt. Und ab da hält das Adrenalin dann ganz gut bis gegen Ende einer sonst recht schönen Wanderung um eine Lagune im Bournda National Park an der Ostküste.
Haustiere
Eine Ameisenkolonie, die es sich in unserem Camper bequem machen wollte, haben wir vertrieben. Ob uns dabei die Minusgrade in den Bergen oder die australischen Ameisenfallen geholfen haben, ist unklar. Unser neues Haustier hat hellbraunes Fell, einen dunklen Schweif und große, schwarze Augen. Das putzige Possum sitzt auf unserer Eingangsstufe und will zum Abendessen kommen. Obwohl er draußen bleiben muss, bringt er am nächsten Abend seine Gefährtin mit. (Vielleicht sind es auch Mutter und Tochter, - so genau wissen wir das natürlich nicht).
8. März
Seit Monaten nerven mich diese rosaroten Prinzessinnenkleider. Heute, am Frauentag, fotografiere ich sie, um meinem Ärger hier Luft zu machen.
Die Buben tollen beim Picnic in ihren bequemen Shorts umher während die Mädchen aufpassen, sich diese dämlichen rosa Rüschenkleider nicht zu beschmutzen. Erschreckend welches Frauenbild sich da in den Köpfchen der Mädchen manifestiert.
Dabei wurde dieses Land von Frauen geprägt, die zupacken konnten, die ernorm viel aushalten konnten und mussten.
Bauernland
Krokodile, einsame Roadhouses, Kängurus, Lagerfeuer, Surfstrände und Buschlandschaften. Das ist Australien. Auch. Aber in den letzten Monaten sind wir vor allem durch australisches Farmland gefahren. Eingezäuntes Land, auf dem Kühe, Schafe und gelegentlich auch Pferde oder Lamas weiden.
Der Hochzeitswald
Die letzten Wochen haben wir unsere Reiseplanung fast ausschließlich nach den Empfehlungen australischer Reisebekanntschaften gerichtet. Der Monga National Park zum Beispiel ist der Ort, an dem ein australisches Paar geheiratet hat. Und darum sind wir jetzt in diesem Wald mit den riesigen Farnen, der zur Zeit von weißen Blütenblättern übersät ist.
Für manche Naturparks braucht man keine Empfehlungen. Sie liegen ohnehin auf der Route vieler Touristen. So wie der Pebbly Beach im Murramarang NP an der Ostküste, 270 km südlich von Sidney. Er ist bekannt dafür, dass Dutzende Kängurus am Strand weiden.