Red Center 3.6. - 13.6.2015 (Northern Territory)
Die Kugeln des Teufels
Jetzt kommen die klassischen Highlights Australiens. Wir beginnen mit Devils Marbles. Durch perfektes Timing erleben wir die Riesenkugeln bei Vollmond. Am ersten Tag bei Sonnenuntergang, am Morgen darauf bei Monduntergang und Sonnenaufgang.
Cooles Roadhouse
Der Gastgarten besteht aus einem Plastiktisch und einigen Schuhen, die darüber hängen. Ein Schild neben der Eingangtür weist darauf hin, dass man hier immer peinlich sauber gekleidet sein muss.
Keine Ahnung, wie ernst das zu nehmen ist, denn in das Barrow Creek Hotel am Stuart Highway kommen vor allem Stockmen aus der Umgebung zum Biertrinken. Benzin und Diesel gibt es hier auch. Naja, meistens jedenfalls. Als wir kommen, ist der Diesel gerade aus.
Irgendwann trifft der Diesellieferant doch noch ein. Während wir auf den Treibstoff warten, packt der Besitzer des Roadhouses seine Schätze aus: Unter den Souvenirs aus der ganzen Welt finden sich Schillingscheine aus vergangenen Zeiten, ein Packerl Taschentücher hergestellt in Österreich und eine Tirolerpuppe.
Begegnungen
Hinter der nächsten Hügelkette liegt Alice Springs. Wir kommen gerade recht zum berühmten Finke Gorge Race. Das bedeutet, dass zehntausende Offroadfans alle Übernachtungsmöglichkeiten, die Alice zu bieten hat, okkupiert haben.
Wir ziehen weiter Richtung Uluru und da kommen uns zwei Reisebeiwagenmotorräder entgegen. Es sind die Deutschen, die wir vor ein paar Wochen kennengelernt haben. Die beiden sind gerade mit Kerstin und Kevin unterwegs, einem Paar, das auf dem Landweg von Deutschland über die Mongolei, China und Südostasien nach Australien gereist ist. www.kk-chaostours.com
Während wir am Straßenrand ins Gespräch vertieft sind, kommen die Days-Brüder auf ihren Fahrrädern vorbei. Sie radeln von Adelaide bis Darwin und sammeln dabei Spenden für eine Krebshilfeorganisation.
Das sind Glücksmomente beim Reisen, - ganz plötzlich mit Menschen so unterschiedlicher Herkunft und Ziele ins Gespräch zu kommen und gleich eine Ebene für den Austausch zu finden. Wir ziehen weiter nach Süden, die anderen hinauf in den Norden. Trotz der kurzen gemeinsamen Zeit ist der Abschied herzlich.
Die Schönste
Mit Superlativen ist das so eine Sache. Dieses Mal allerdings komme ich nicht drum herum. Die Wanderung durch das Valley of Winds ist nicht nur eine der schönsten, - sie ist die schönste Wanderung, die wir bisher gemacht haben.
Die Hügel des Kata Tjuta sind schon von der Ferne betrachtet außergewöhnlich, aber die eigenwilligen Formen erschließen sich beim Wandern erst richtig.
Der Sonnenuntergang mit Blick auf Kata Tjuta oder Olgas, wie sie früher genannt wurden, gehört zum Standardprogramm für Touristen. Kein Wunder.
Die Wirklichkeit
Die besten Fotografen haben sich am Uluru abgearbeitet. Es gibt unzählige tolle Fotos, die den Felsen in seinen verschiedenen Rottönen zeigen, die er je nach Tageszeit trägt.
In Wirklichkeit ist der Uluru selbst bei ganz normalem Tageslicht wesentlich beeindruckender als alle Bilder, die man von ihm kennt. Schon von Weitem entfaltet er seine Wirkung.
Besonders abwechslungsreich ist die zehn Kilometer lange Umrundung des berühmten Felsen. Immer wieder sehen wir neue Details, die aus der Ferne nicht erkennbar sind und immer wieder staunen wir über die unterschiedliche Beschaffenheit der Oberfläche.
Um uns rechtzeitig vor dem Sonnenuntergang einen guten Platz zum Fotografieren zu sichern, parken wir unseren Iveco schon so früh, dass noch Zeit zum Kochen mit Blick auf den Uluru bleibt.
...wir haben ein Problem
Plötzlich scheppert es. Der Iveco lässt sich nur mehr sehr schwer lenken. Wir stehen mitten in der Pampa. Als Bruno sich unter das Auto legt, höre ich ihn leise, aber ausdauernd fluchen. Das ist ernst. Wir hatten vor acht Jahren in Australien schon einmal ein Problem mit der Lenkung, das mittlerweile behoben wurde. Leider wussten wir da noch nicht, dass das damalige Problem nicht die Ursache, sondern das Symptom war.
Es sind genau vierhundertvierzig Kilometer bis zur nächsten Werkstätte in Alice Springs. Sehr nervenaufreibende vierhundertvierzig Kilometer. Glücklicherweise gibt es auf dem Weg so gut wie keine Kurven. Nur zum Tanken muss das Lenkrad bewegt werden und gibt da sehr bedrohliche Geräusche von sich. Letztlich schaffen wir es. Nur ist damit noch nicht viel geschafft. Der Meister der Werkstätte verweigert eine Reparatur. Er meint, dass er nach australischem Gesetz eine Reparatur an der Lenkung nur mit originalen Ersatzteilen vornehmen darf. Das würde mindestens drei Wochen Wartezeit auf die Ersatzteile von Iveco Italien bedeuten. In der Werkstätte hat man allerdings auch schon einmal zwölf Monate auf eine Lieferung der Italiener gewartet. So schaut's aus.
...lucky you!
Wir überlegen ernsthaft, einen Container für den Iveco zu bestellen und die Reise frühzeitig abzubrechen. Aber dann entschließt sich Bruno die Sache selbst anzugehen. Am nächsten Morgen liegt er wieder unterm Auto. Nach einiger Zeit taucht er auf und hält das Teil, bei dem zwei Gewinde ausgerissen sind, strahlend in Händen. Mit diesem Deckel des vorderen Differenzials marschiert er durch die Stadt zu einem Mechaniker, den er sich im Netz gesucht hat und überredet ihn, den Teil noch am selben Tag (Freitag!) zu reparieren. Bevor es dunkel ist, hat Bruno alles wieder eingebaut.
Fünfundzwanzigtausend Kilometer sind wir in den letzten Monaten gefahren. Zum Teil auf grauslichen Rüttelstrecken. Der Mechaniker meint dazu: „Und das ist das erste Problem, das ihr mit dem Auto habt? Lucky you!“ - Hat er auch wieder recht.