Die Kimberleys 24.7. - 6.8.2015 (Western Australia)
Nur ein Auto?
Bei Flussdurchquerungen und tiefem Sand zeigt unser Wohnmobil, was es kann. Allradstrecken sind kein Problem. Leider liegen vor den 4WD-Tracks meist viele Kilometer Corrugation. Für diese Wellblechpisten ist der Iveco spürbar nicht gemacht.
Ein Schweizer, der ein geliehenes Fahrzeug fährt, versteht unsere Gefühle nicht: „Ist ja nur ein Auto“, meint er. Das stimmt aber so nicht. The Yellow Beast, wie ihn ein Aussie getauft hat, ist nicht nur ein Auto. Er ist unsere Wohnung, unser Heim.
Wenn der Iveco schlapp macht, ist unsere Reise zu Ende. Die üblichen 4WD-Leihautos halten nur drei Jahre, weil sie so beansprucht werden. Wir haben unser Wohnmobil bereits mit zehn Jahren auf dem Buckel gekauft, reisen mit ihm schon zehn Jahre und wollen noch gerne weitere Reisen mit ihm unternehmen.
Champagnerquellen
Kein Klo, keine Dusche. Nur ein Plätzchen am Fluss. Für diesen Luxus bezahlen wir im El Questro Wilderness Park sechsundfünfzig Dollar pro Nacht. Das ist natürlich Abzocke, andererseits ist der nächste Nachbar mehrere hundert Meter entfernt und das hat auch was.
Die Wanderungen hier sind sowieso unbezahlbar. Der Weg zu den Champagne Springs zum Beispiel. Als challenging wird er bezeichnet und das stimmt schon, er ist anstrengend. Aber dann sind da die Wasserfälle und Naturpools an seinem Ende und alles ist gut.
Immer das Gleiche
Wieder eine Wanderung. Wieder ein natürlicher Pool mit Wasserfall. Ja eh, das hatten wir schon. Aber es ist halt immer wieder so schön. Und außerdem sind die Wege dorthin so unterschiedlich. Rockhopping hinauf zum Wasserloch im El Questro Gorge oder eine eher gemütliche Wanderung durch den Emma Gorge, an dessen Ziel nicht nur ein kleiner See wartet, sondern auch eine angenehm warme Thermalquelle.
Fahrt durch die Kimberleys
Man muss sich nicht alles erwandern. Manchmal ist es einfach gut, die Landschaft durch das Autofenster zu genießen. Die schönsten Stunden sind die kurz vor Sonnenuntergang, wenn wir am Straßenrand nach einem Übernachtungsplatz suchen. Die Landschaft ist dann in dieses ganz besondere Licht getaucht, wir freuen uns auf ein Abendessen, ein paar Biere und eine Dusche.
Berühmte Landschaft
Bungle Bungle also. Oder wie die Aborigines sagen: Purnululu. Die Anfahrt ist mehr als beschwerlich. Siebzig Kilometer Dirt Road bis zum Camp. Die Straße hat ihren schlechten Ruf zurecht.
Ich zittere im unseren Iveco. Bei diesem Gerüttel auf den Corrugations können sich unzählige Schrauben lockern. Wurscht. Diese Landschaft ist das Risiko wert.
Angeblich bekommt man nur vom Hubschrauber aus einen Eindruck über die Besonderheit der Bungle Bungle. Deshalb sind wir überrascht, dass sich uns diese Landschaft auch vom Boden aus erschließt. Kaum zu glauben, dass bis 1983 nur die Aborigines von diesen erstaunlichen Felsformationen wussten. Angeblich haben die anderen Australier die Bienenkörbe erst entdeckt, als sie auf der Suche nach Drehorten für einen Film waren..
Dieses Mal brauchen wir für unsere Wanderungen fast doppelt so viel Zeit wie vorhergesehen, weil wir ständig Fotostopps einlegen. Das hat aber auch den Effekt, dass wir die Landschaft besonders intensiv erleben. Und zum Schluss treten wir in einen regelrechten Fotografierwettbewerb. Ein Motiv, zwei Fotografen.
Drei Tage bleiben wir in Purnululu. Wie so oft, verbringen wir die Abende damit, uns einen Überblick über die Fotos des Tages zu verschaffen. Das ist dieses Mal wirklich schwierig.
Meine Aufgabe ist es, die Auswahl für die Homepage zu treffen. Ich lasse fast zwei Wochen verstreichen, bis ich im Kopf wieder so frei bin, dass das möglich ist.
Der Iveco schafft es wieder heil aus dem Nationalpark heraus. Einige Flussdurchquerungen sorgen für Adrenalin, die Corrugations nützen die Reifen und unsere Nerven ab. Dann haben wir es geschafft und schwören uns, dass wir jetzt einige Zeit nur mehr auf Asphalt fahren werden.
Schwarzweiß
Die beiden Mädchen sind Freundinnen. Sie sind fröhlich, essen ihre Pommes frites und radeln nach unserer Unterhaltung gemeinsam nach Hause. Sie wohnen in derselben Straße und vielleicht werden sie ja auch Freundinnen bleiben, wenn sie erwachsen sind. Aber damit gehören sie eher zu den Ausnahmen. Tatsache ist, dass das Zusammenleben zwischen weiß und schwarz nicht funktioniert.
Dabei ist es wohl kaum so, dass die Aborigines zu dem Leben zurückwollen, dass sie im 18. Jahrhundert geführt haben, als die Weißen ins Land kamen. Eine sanfte Assimilierung wird nach all dem, was ihnen angetan wurde, aber kaum möglich sein. Vor allem die Verbrechen, die an ihnen in der jüngeren Geschichte verübt wurden, besonders die Kindeswegnahmen, lasten schwer auf den Beziehungen zwischen Indigenen und den anderen Australiern.
Es gibt großes Misstrauen auf beiden Seiten.
Nein, keine Fotos von betrunkenen Aborigines. Keine Fotos von Indigenen, die auf Wiesen, Gehwegen oder vor Einkaufszentren einfach auf dem Boden sitzen. Ich weiß nicht, ob man sagen kann, dass sie herumlungern, denn vielleicht sitzen sie dort nur so, wie wir es uns in Österreich in einem Park auf einer Bank gemütlich machen.
Sie füttern ihre Säuglinge, reden miteinander, streiten miteinander, trinken Unmgengen von Cola und Sprite und natürlich Alkohol. Wobei sich beim Alkoholkonsum in der Öffentlichkeit in den letzten Jahren einiges geändert hat. Viele Communities im Norden Australiens sind dry. Das heißt, dass dort entweder gar kein Alkohol verkauft wird, oder nur Leichtbier oder Alkohol an bestimmte Personen nur in kleinen Mengen abgegeben wird. Ob mit diesen Maßnahmen wirklich etwas erreicht werden kann, ist schwer zu beurteilen.
Aber was können wir schon groß sagen? Wir treffen Aborigines in Galerien, wo sie malen, um die Touristen anzulocken und gelegentlich in Visitor Centers in Naturparks die ihren Communities gehören. Ab und zu haben wir einen Aboriginal Guide bei einer Tour. Aber unsere Small Talks, wenn wir uns zum Beispiel beim gemeinsamen Bad im Fluss unterhalten, sind schon sehr small.
Das Riff
Das Riff, das es hier vor 350 Millionen Jahren gab, ist noch gut erkennbar. Wir schippern gemütlich mit einem Boot auf dem Fluss im Geiki Gorge National Park.
Wir sehen die Korallen von einst, entdecken Tiere aus Stein und gelegentlich auch lebendige. Vor acht Jahren, als wir zum ersten Mal hier waren, hatten wir noch sehr großen Respekt vor den Süßwasserkrokodilen, die am Ufer in der Sonne baden.
Wir gehören sicher nicht zu den Mutigen, aber wir wissen, dass diese Art von Kroks nicht gefährlich ist und so machen wir nach unserer Bootsfahrt eine Stelle im Fluss ausfindig, in der wir schwimmen können.
Tunnel Creek und Windjiana
Nach dem kleinen Ort Fitzroy Crossing zweigt eine Staubstraße vom Great Northern Highway ab. Sie führt zum Tunnel Creek und zum Windjiana Gorge. Wir hatten dort 2006 durchaus unseren Spaß, aber dieses mal ziehen wir weiter nach Derby und dann nach Broome. Wir wissen, dass wir in diesen beiden Städtchen endlich wieder einmal gut und in schöner Atmosphäre essen können. Ein Vergnügen, das uns in Australien wirklich selten beschieden ist, wenn wir nicht selbst kochen. Dann allerdings können wir uns nicht beklagen: Speziell bei Vollmond kann unsere Outdoorküche schon sehr romantisch sein.
Begegnungen
Manche mögen es hart. Immer wieder überholen wir Radfahrer auf dem Highway. Im Laufe von drei Tagen kann es passieren, dass wir denselben Radler dreimal überholen. Das heißt natürlich, dass er auch dann unterwegs ist, wenn wir essen, schlafen, wandern, es uns gut gehen lassen.
Diese Radler sind oft richtig coole Typen. Gerd Müller zum Beispiel ist von Deutschland nach Asien gestrampelt, umrundet jetzt gerade Australien und wird dann weiter nach Neuseeland ziehen. Hier seine Homepage: Global-Cycling